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Kapitel 5 Eine unerwartete Entführung

„Ich weiß, dass du sehr herausragend bist, Sienna.“ Mamas Freude blieb unvermindert. „Ich bin so froh, dass du dir Sorgen um Val machst. Ihr seid Schwestern.“

„Aber mach dir keine Sorgen, Liebes. Val wird mit ihrem Ehemann in New York leben, bis sie mit ihrem Studium fertig ist.“

Als ich Mamas Zusicherung hörte, atmete ich erleichtert auf.

Das war eine großartige Lösung.

Ich meine, die Ehe war freiwillig, Valentina war nicht gezwungen.

Das Taxi hielt langsam vor der Villa an. Ich stieg aus und suchte in meiner Handtasche nach meinem Schlüssel, während ich mit Mama sprach. „Ich werde es mit Papa besprechen.“

„Das würde mich sehr freuen, Sienna.“ Mamas Stimme wurde lauter, als hätte sie einen Freudenschrei unterdrückt. „Ich werde dir deinen Lieblingskuchen mit Sahne und Eiskaffee machen.“

Bald darauf legte Mama auf. Sie schien sich überhaupt keine Sorgen zu machen, dass sich Papa weigern könnte, zur Hochzeit zu gehen.

Ich war kurz verwundert und dann öffnete ich die Haustür. Im Haus war es still, war Papa nicht da?

Ich runzelte die Stirn, hängte meine Handtasche an den Haken, zog meine Stöckelschuhe aus und ging barfuß in die Küche, dann holte ich eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und trank sie zur Hälfte aus.

Die kühle Erfrischung stimulierte mein Gehirn und ich musste kurz zucken. Der letzte Rest sexueller Erregung in mir war endlich verschwunden. Ich stieß einen kalten Atemzug aus, verließ die Küche und ging in den ersten Stock.

„Papa?“ Ich klopfte an die Tür des Arbeitszimmers im ersten Stock. „Bist du zu Hause?“

Die Tür war fest verschlossen und es gab keine Antwort. War er wieder zum Zocken gegangen?

Ich war ein wenig verärgert. Noch mehr war ich jedoch enttäuscht und frustriert, denn ich hatte bereits unzählige Male versucht, ihn zur Vernunft zu bringen. Mein Vater war ein eingefleischter Zocker, der beim Spielen nur Pech hatte und sehr süchtig war.

In dem Jahr, in dem er spielsüchtig wurde, ging auch seine Firma pleite. Und die wenigen Ersparnisse, die wir hatten, gingen für seine Spielschulden drauf. Wir stritten uns oft darüber, aber es endete immer damit, dass er die Tür zuschlug und ging, ohne dass sich etwas änderte.

Vielleicht sollte ich froh sein, dass er in seiner schlimmsten Pechsträhne nur mein Studiengeld gestohlen und keine Kredithaie aufgesucht hatte.

Aber verdammt noch mal, ich hatte es satt. Wann würde er endlich verstehen, dass Glücksspiel kein Weg war, um reich zu werden? Es war nur ein bodenloses Loch, das sein ganzes Geld verschlang.

Ich hatte wirklich die Nase voll von ihm.

Ich nahm mein Handy und rief ihn an. Als es klingelte, konzentrierte ich mich. Ich sagte mir immer wieder, dass ich ruhig bleiben sollte und nicht sofort auf ihn schimpfen sollte. Ich sollte vernünftig mit ihm reden und ihm von Valentinas Hochzeit erzählen.

Egal, wie schlecht und untauglich er auch sein mochte, er war immer noch der Vater von mir und Valentina.

Aber es ging niemand ran. Schließlich legte ich vor Wut auf.

„Verdammt noch mal!“ Ich warf mein Handy aufs Bett. Ich vermutete, dass er gerade am Spieltisch saß und dem Croupier zurief, dass er seine Einsätze erhöhen wolle. Das Geschrei der Zocker war in der Regel so laut wie Donner, sie alle konnten jede Ablenkung leicht ausblenden, ohne dass das Casino etwas dafür tun musste.

Verärgert fuhr ich mir durch die Haare, und plötzlich kam das Unbehagen und die Schmerzen in meinem Körper wieder hoch, besonders das schmerzende und gespannte Gefühl in meiner Vagina.

Ich konnte nicht anders, als zu fluchen. Ich atmete tief ein und dann langsam wieder aus. Ich musste mich wirklich beherrschen, um die vielen Schimpfwörter, die mir auf der Zunge lagen, nicht auszusprechen. Ich holte mein Schlafanzug aus dem Schrank und ging ins Badezimmer, dann stellte ich mich unter der Dusche und duschte mich gründlich.

Meine Beine waren schwach, ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und atmete schwer. Plötzlich tauchte in meinem Kopf das Bild von Antonios riesigem, purpurrotem Penis mit seinen hervortretenden Adern auf, und wie er sich rein und raus bewegte.

Meine Vagina zog sich plötzlich zusammen und eine durchsichtige Flüssigkeit sprudelte aus. Im Geräusch des Wassers stieß ich ein dumpfes Stöhnen aus, und mein Gesicht brannte vor Scham.

Was mache ich da? Es ist so peinlich!

Ich drehte das Wasser auf die kälteste Stufe und ließ das eisige Wasser über mein glühendes Gesicht laufen. Innerlich sagte ich mir immer wieder, dass die verrückte Nacht bereits der Vergangenheit gehörte und ich ein neues Leben begonnen hatte.

Ich sollte nicht mehr an die zufällige Bekanntschaft denken. Antonio war nur ein Callboy und ich hatte ihn dafür bezahlt. Ich sollte keinen weiteren Kontakt mehr zu ihm haben.

Ich musste wieder zu meinem normalen Leben zurückkehren und Nico und Livia vergessen. Aber wenn ich an sie dachte, tat mir die Brust immer noch weh.

Ich schaltete die Dusche aus, trocknete mich mit einem Handtuch ab, zog meinen Schlafanzug an und ging mit nassen Haaren zurück ins Zimmer.

Ich holte meinen Terminkalender hervor und sah mir meine Pläne für das nächste halbe Jahr an.

Mein Studium in Mailand neigte sich dem Ende zu. Abgesehen von meiner Abschlussarbeit und meines Abschlussprojekts würde ich viel Freizeit haben. Ursprünglich wollte ich mit dem Geld, das ich in sechs Monaten Nebenjob verdient hatte, mit Nico auf eine Reise nach Seattle gehen, aber dieser Plan konnte jetzt aus meinem Kalender gestrichen werden.

In zwei Wochen hatte Livia Geburtstag. Den Kuchen, den ich im Voraus für sie bestellt hatte, konnte ich ebenfalls stornieren. Auch die Reservierung für das Spa und das Abendessen im Michelin-Restaurant...

Ich schaute auf die viele durchgestrichene Pläne in meinem Kalender und Tränen stiegen mir in die Augen. Wenn ich daran dachte, kam ich mir wirklich dumm und bescheuert vor.

Vergiss sie, Sienna.

Das Leben geht weiter, und dieser Mistkerl und diese Schlampe sind keine Minute meiner Zeit wert.

Ich trug Valentinas Hochzeit, eine Reise allein, Einkäufen und Jobsuche in meinen Planer ein. Als ich sah, wie voll mein Kalender wieder war, fühlte ich mich wieder gut.

Ohne Nicos Reisekosten tragen zu müssen, hatte ich ein größeres Budget. Ich konnte mehr Städte und Orte besuchen. Ein Unglück kann also auch seine Vorteile haben.

Ich gähnte, räumte kurz auf und kuschelte mich ins Bett, um noch ein wenig Schlaf nachzuholen.

Der Schlaf hatte mir wirklich gut getan, und die Schlappheit und Müdigkeit waren verschwunden. Ich stand auf, putzte mir die Zähne und holte aus dem Kleiderschrank ein bequemes, lockeres T-Shirt aus Baumwolle und eine hellblaue Jeans.

Nachdem ich den Reißverschluss meiner Jeans zugezogen und den Metallknopf zugeknotet hatte, vibrierte mein Handy, das auf dem Kopfkissen lag. Es war eine E-Mail.

Hatte vielleicht Papa meinen verpassten Anruf gesehen?

Ich nahm mein Handy und öffnete die E-Mail. Es war Nico?

„Du hast etwas bei mir vergessen, Sienna.“

Ich scrollte nach unten.

Angehängt war ein Foto von Nico, auf dem er einen hautfarbenen BH in der Hand hielt, mit einem besessenen Ausdruck auf dem Gesicht, das halb in den BH gedrückt war.

Das war mein BH!

Mein Magen krampfte sich zusammen und mir wurde schlecht.

Früher hatte ich nie bemerkt, dass Nico diese widerliche, ekelhafte Seite auch hatte.

Während ich von Nico so angewidert war, dass ich würgen musste, vibrierte mein Handy erneut. Es war eine weitere E-Mail von Nico. Diesmal waren es eine Hoteladresse und eine Zimmernummer.

„Ich warte hier auf dich.“

Verfluchter Mistkerl!

Wenn ich jetzt einen Baseballschläger in der Hand hätte, würde ich Nico den Schädel einschlagen!

Fluchend löschte ich Nicos E-Mail und setzte ihn auf meine schwarze Liste, dann loggte mich bei X, FB und Instagram ein und löschte alle seine Kontakte.

Pfui, dieser Mistkerl, Drecksack, Abschaum! So ein Arschloch!

Meine gute Laune für den Tag war von diesem Kerl völlig ruiniert. Fluchend schnappte ich mir meine Handtasche und wollte aus dem Haus gehen.

Im Haus war es still, außer dem Geräusch meiner Schritte beim Hinuntergehen war nichts zu hören. Papa war immer noch nicht zurück, und er ging auch nicht ans Handy.

Ich beschloss, mich vorerst nicht um ihn zu kümmern und wollte zum Elektrogeschäft gehen, um meine Kamera zu holen.

Kaum hatte ich das Haus verlassen, raste ein schwarzer Van heran und hielt mit quietschenden Bremsen vor mir. Zwei große, kräftige Männer stiegen aus dem Wagen.

Sie kamen direkt auf mich zu!

Instinktiv drehte ich mich um und rannte los, aber die Männer waren schneller.

Ich wurde von einem links und einem rechts gepackt und zum Wagen gezerrt.

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