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10. Kapitel

Ana und Angela liefen über das Academygelände. Angela war fasziniert von den Vorführungen. Sie redete ununterbrochen und stellte Ana eine Frage nach der anderen über ihr neues Leben in der Acedemy.

Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen und zeigte auf einen Wegweiser " Menagerie". Grübelnd blickte Angela auf das Wort. " Ist eine Menagerie nicht so etwas wie ein Zoo?" Ana nickte. " Die Acedemy hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich um seltene Tierarten zu bemühen." " Lass uns hingehen und es uns anschauen. Du weißt, ich liebe Tiere. " bettelte Angela. Ana seufzte gespielt. Sie wußte, was für ein Tiernarr ihre Freundin war. Angela war wohl der einzige Mensch, den Ana kannte, der sogar die ekeligen Radarkäfer niedlich fand. Radarkäfer waren nach Anas Ansicht das widerlichste Getier, dass sie kannte. Diese Gattung war mit dem GAU entstanden und hatte sich rasend schnell vermehrt. Schwarze, glibschige Körper mit vielen Beinen, die wie eine Mischung aus Mistkäfer und Nacktschnecken mit einem Hauch von Ameise aussahen, denn sie waren in der Lage ein giftiges Sekret abzu sondern , dass juckende Pusteln und Brandblasen hervorrief, wenn man es nicht schnell genug von der Haut wischte. Diese Tiere konnten bis zu 10 cm lang und ebenso dick werden. Ihren Namen hatten die von den beiden Fühlern am Kopf, die wie Antennen in die Höhe zeigten. Ana schüttelte sich bei dem Gedanken.

Sie liefen vorbei an den wie immer perfekt gepflegten Gemüsebeeten. Angela kam aus dem Staunen nicht heraus. "Das Gemüse wird extra für die Schule angebaut," erklärte Ana. Ihr Blick streifte die Erbsen, die reif an ihren Pflanzen hingen. Sie sah Erdbeersträucher dick voller praller roter Früchte. "Und alles ist zur selben Zeit reif," Ana blickte hinüber zu den Apfelbäumen, die dick voller Früchte saßen. "Ich habe genauso gestaunt wie du, als ich den Garten zum ersten Mal sah, vor allem darüber, dass es hier immer reife Früchte gibt, selbst im Winter. Komm mit,ich zeige dir, wie das geht." Ana griff nach der Hand ihrer Freundin. Dann zog sie sie zum Rand des Gartens. Angela sah einen breiten Spalt in der Erde. Es sah aus, als wenn fort eine riesige Wand versteckt war. " Diese Rille zieht sich um den gesamten Garten. Darin sind Wände versteckt,die einmal über die gesamte Gartenfläche gezogen werden können, so dass es im Winter ein gigantisches Treibhaus ist, in dem sämtliche Pflanzen dann ganzjährig angebaut werden können. Eine künstliche Heizung und künstliche Beleuchtung machen es möglich. Die Bewässerung wird von den vielen Gärtnern der Acedemy geregelt. Nur so kann die Küche uns diese wahnsinnige Vielfalt bieten, die wir jeden Tag auf dem Tisch haben. Es gibt einfach alles, was du dir vorstellen kannst." Ana zeigte mit ausgestreckter Hand über die Fläche.

" Doch nun rüber zur Menagerie," sie liefen einen gepflegten Sandweg entlang, liessen die Gärten links liegen und kamen zu den Ställen und Gehegen. Angela war begeistert. Sie hatte noch nie ein Pulloverschwein aus der Nähe gesehen. Nachdem GAU hatten die Menschen aus den wenigen überlebenden neue Tierrassen gezüchtet. Die Mischung aus Schaf und Schwein hatte sich als überlebensfähig erwiesen. Somit gab es jetzt Tiere, die das Fleisch des Schweines mit der Wolle des Schafes verbanden. Drei Jahre wurden sie gezüchtet, jedes Jahr geschoren und schließlich zu Fleisch und Wurst verarbeitet. Angela kletterte in das Gehege und versenkte ihre Hand in dem weichen Fell des Tieres. Sie war begeistert. Jedes neue Tier, das Ana ihr zeigte, verbreitete das Grinsen im Gesicht ihrer Freundin. Nachdem sie alle Tiere angesehen hatten, liefen die beiden Mädchen zurück zum Schulgebäude der Unterstufe. Überall liefen Schüler mit ihren Eltern herum und zeigten ihnen ihre Schule.

Ana zeigte der Freundin auch die verschiedenen Klassenräume ihrer Lehrer.

Dann liefen die hinüber zur Sporthalle, wo das große Kaffeebuffett stattfand. Dort wo die Schüler sonst gymnastidche Übungrn und Ballsport betrieben, roch es heute verführerisch nach heissem Kaffee.

Ana vermutete, dass die ihre Eltern dort finden würde. Und tatsächlich... Kaum hatten die Mädchen den Raum betreten, als Anas Vater sie auch schon zu sich an einen Tisch rief.

Ana blickte zu ihrer Mutter, die sich gerade im Raum umschaute. Sie hatte sich wieder vollkommen unter Kontrolle. Mit unbewegter Mine rührte sie in ihrem Kaffee. Als die beiden jungen Frsuen sich dem Tisch näherten, lächelte ihre Mutter sogar. Wer sie nicht so gut kannte, wie Ana hätte gedacht, dass alles wieder in Ordnung war. Ana jedoch spürte die Anspannung ,unter der ihre Mutter stand,ganz genau. Von der Frau, die sie angesprochen hatte, war nichts mehr zu sehen.

Ana und Angela holten sich ebenfalls Kaffee und Kuchen. Angela plapperte munter drauflos. Sie berichtete davon, wie sehr ihr der Tag bisher gefallen hatte. Ana beteiligte sich abwesend an der Unterhaltung. Ihr Blick ruhte immer wieder auf ihrer Mutter.

In Gedanken war sie immer noch bei dem, was sie vorher gehört hatte. Wieso wußte sie nicht, dass ihre Mutter auch auf der Academy gewesen war? Warum hatte sie es vor ihrer Tochter geheim gehalten? Sie war ja auch alles andere als glücklich gewesen, als die Frau sie erkannt hatte. Das hatte Ana wohl bemerkt.

Viel zu schnell nahte der Moment des Abschieds. Ana begleitete die Eltern und Angela zu ihrem Wagen. Wie die meisten Eltern fuhren Anas Eltern auch ein modernes Air Car. Diese waren in der Lage sowohl über Straßen zu fahren, als auch größere Entfernungen in der Luft zu überwinden. Die Acedemy besass dafür extra eine eigene Startbahn. Dort fädelten sich die Gefährte in eine lange Schlange ein. Von den Wachleuten wurde dann ein Gefährt nach dem anderen vom Acedemy- Gelände geleitet. Ana winkte noch, als von dem Air Car ihrer Eltern nur noch ein kleiner Punkt am Hotizont zu sehen war. Dann drehte sie sich um und ging langsam, tief in Gedanken versunken, zurück zur Schule.

Beim Abendessen war Ana sehr ruhig. Sie dachte über den vergangenen Nachmittag nach. Warum hatten ihre Eltern ihr nicht verraten, dass ihre Mutter auch auf der Academy gewesen war. Wieder und wieder drehte sich der Gedanke in Anas Kopf hin und her. Sie hatten ihr gegenüber so getan, als wußten sie nicht, was auf die Tochter zukam. Ana erinnerte sich, dass sie die Mutter gefragt hatte, was sie über die Academy wußte und warum sie dort hingeschickt würde. Doch die Eltern hatten behauptet, nichts zu wissen.

Ana überlegte, wie sie das Rätsel lösen konnte. Was hatte ihre Mutter noch gesagt? Ich wollte vergessen, was passiert ist. Und dabei hatte sie todtraurig ausgesehen. Ana glaubte, sogar Tränen in den Augen der Mutter gesehen zu haben. Das war neu für Ana. Sie hatte ihre Mutter noch nie weinen sehen. Im Gegensatz zu Anas Vater, der so sentimental veranlagt war, dass selbst ein trauriger Film ihm die Tränen in die Augen zaubern konnte, war ihre Mutter nicht der Typ , der seine Gefühle nach außen zeigte. Sie war immer sehr beherrscht. Ana wusste nicht was, aber sie war absolut sicher, dass hier irgend etwas ganz böse im Argen lag.

Als sie nach dem Abendessen endlich in ihrem Zimmer waren, erzählte Ana Rina von ihren Erlebnissen am Nachmittag. "Was hat deine Mutter gesagt," fragte Rina, " ich wollte vergessen, was geschehen ist?" Ana nickte. " Das waren ihre Worte." Rina zog die Stirn in Falten. Wie immer wenn sie überlegte, rieb sie mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand an ihrer Nase. Ana fand dies immer ziemlich witzig und hatte dann meistens irgend einen Spruch auf Lager, doch diesmal war sie so angespannt, dass sie die Geste der Freundin gar nicht bemerkte. "Wenn damals etwas vorgefallen ist, müsste es vielleicht im Academy - Archiv Informationen darüber geben." " Es gibt ein Academy- Archiv?"fragte Ana. "Ja, es ist in der zeitgeschichtlichen Abteilung der Bibliothek untergebracht. Dort wo die Computer stehen. Eine Reihe der Geräte ist lediglich dafür vorgesehen, die Informationen aus den Acedemy- News und den anderen Zeitungen aufzubewahren. Wir können dort auf alle möglichen epaper zurückgreifen."

"Kommst du morgen nach dem Unterricht mit dorthin? Ich traue mich nicht allein. Ehrlich gesagt habe ich Angst davor, was ich herausfinden kann." " Sollen wir die anderen nicht auch dazu holen. Zu Fünft ist die Wahrheit vielleicht einfacher zu ertragen. Ich habe die Befürchtung, dass du vielleicht Dinge erfahren wirst, die dich nicht glücklich machen werden. " " Aber es ist immer noch besser, die Wahrheit zu kennen und sich mit ihr auseinander zu setzen, als nicht zu wissen, was los ist. Ich mag keine Geheimnisse. Denn seit heute nachmittag habe ich das Gefühl, das ich einem gefährlichen Geheimnis auf der Spur bin."

" Ob das auch etwas mit deinen Erlebnissen in den Ritualen zu tun hat?" überlegte Rina laut.

" Ich habe keine Ahnung. Aber das eine scheint mir eher ein weltliches Problem zu sein und das andere hat ja etwas mit den Göttern zu tun." " Aber wäre es nicht etwas zuviel des Guten, wenn du gleich zwei Probleme hast?" Ana zuckte mit den Schultern.

" Langsam weiß ich gar nicht mehr, was ich denken soll." Sie seufzte.

Am nächsten Nachmittag standen die Freunde wieder einmal vor der Bibliothek. Tom und Lars gehörten inzwischen ganz selbstverständlich dazu. Jonas und Kylos hatten es abgelehnt, sie zu begleiten, da beide noch für ihren Unterricht lernen mussten. Ana ahnte inzwischen, dass der Unterricht der People of Power es in sich hatte und war sich jetzt schon sicher, dass diese Inhalte nichts für sie waren.

Ihre naturwissenschaftlichen Kenntnisse reichten bei weitem nicht aus, als dass sie sich später für diesen Bereich entscheiden konnte. Sie sah sich eher in den Denkerklassen.

Lars übernahm die Führung. " In der ersten Etage ist der Computerraum. Dort befindet sich auch das Online- Zeitungarchiv. Kommt mit." Ana setzte sich zögernd an einen der PCs. " Was soll ich eingeben?" überlegte sie. " Versuche es doch erst mal mit dem Mädchennamen deiner Mutter, " schlug Rina vor.

"Charlene Dutrux," gab Ana ein. An die Freunde gewendet, erklärte sie.

" Ich bin Halb- Französin. Die Familie meines Vaters kommt aus dem Bereich des ehemaligen Deutschland. Daher kommt der Name Rosen. Ana gab den Namen in das Gerät ein. Zunächst geschah gar nichts. Dann erschien auf dem Bildschirm der Schriftzug " Kein Ergebnis". Ana sah die Freunde fragend an. " Aber alle, die einmal auf der Schule waren, sind in diesem Computer erfasst, " stellte Lars fest. " Versuche es mal über die Jahrgangssuche," überlegte Rina. "Wie alt ist deine Mutter?" Ana überlegte kurz. "Sie ist Jahrgang 2598. " "Dann müssen wir in etwa im Jahr 2616 schauen, lass mich mal an das Gerät. Ich glaube, ich habe da eine kleine Idee, " überlegte Lars weiter. Ana stand auf und Lars begann rasend schnell auf die Tastatur einzuhämmern. Schon erschienen auf dem Bildschirm alte Klassenfotos. Ein Bild nach dem anderen scrollte Lars über den Bildschirm. " Hier, ich habe da was. Ist sie das? Sie sieht aus wie du, Ana." Ana warf einen Blick auf das Bild und nickte. Das war eindeutig ihre Mutter. Sie erkannte sie von Bildern, die die bei ihrer Oma gesehen hatte, wieder. " Dann stimmt es wirklich, meine Mutter war hier auf der Akademie. Aber warum hat sie mir nichts davon erzählt und warum war sie so unglücklich, als ich den Brief bekam. Das macht doch alles gar keinen Sinn."

" Oh doch, es macht Sinn," stöhnte Lars. " Schaut mal." Er deutete auf den Bildschirm vor sich. " Schülerin der Academy of Power ermordet aufgefunden. Kraftkreis auf dem Körper entdeckt."Er scrollte weiter. "Da ist die nächste Schlagzeile: " Wer hat die Schülerin umgebracht?" " Kräfte außer Kontrolle" Die Schlagzeilen wurden immer reisserischer. Dann kam der Artikel, der Anas Blut gefrieren ließ. "Mörderin gefasst und aus Academy of Power verbannt." Ana erschrak. Das Bild zeigte eindeutig ihre Mutter. Sie erkannte es an den strahlend blauen Augen, die sie von ihr geerbt hatte. Ana starrte das Bild verwirrt an. Wieso sollte ihre Mutter eine Frau umgebracht haben? Das konnte nicht wahr sein. Ana starrte auf das Bild und schwankte.

Lars packte sie am Arm. " Das ist heftig." " Ich kann das nicht glauben. Meine Mutter ist ein ganz friedlicher Mensch. Ich muss herausfinden, was da los war." Ana legte ihre Hand auf ihr Herz und blickte die Freunde dabei unentwegt an. "Ich werde alles tun, um herauszufinden, was das alles zu bedeuten hat." In ihren Augen loderte das Feuer der Entschlossenheit lichterloh.

" Seid ihr dabei," fragte sie.Tom und Lars nickten. Rina griff spontan mach Anas Hand. "Auf mich kannst du immer zählen."Lars blickte seinen Freund fragend an, dann legte er seine Hand auf die Rinas. Tom zögerte etwas, schluckte, dann komplettiert er den Bund mit seiner Hand. In dem Augenblick erschien ein blaues Band, das sich - plötzlich umfing die Freunde ein blauer, undurchdringliche Nebel - über ihre Hände legte. So schnell, wie er gekommen war, lichtete der Nebel sich wieder. Die Jugendlichen staunten nicht schlecht, als sie in ihre Handflächen blickten und dort bei jedem von ihnen die kleine Abbildung eines vierblättrigen Kleeblattes erkannten.

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Und wieder erlebt Ana spannende Dinge. Langsam kommt sie dem Geheimnis ihrer Mutter näher. Sie wird jedoch noch eine Menge Irrungen und Wirrungen erleben müssen, bis sich das ganze Rätsel aufklärt.

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