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Kapitel 4

- Herrlichkeit?! Gott, Herrlichkeit! - Ich taumelte, und meine Hand erfasste das Weinglas auf dem Nachttisch, das in hundert scharfe Körner zerbrach. Eine scharlachrote Pfütze lief über das helle Parkett. Unheimlich. Wie Blut. Wie das Blut auf Slawas Gesicht. - Wie das? Wer d-das mit dir gemacht?

Endlich erwachte ich zum Leben, stürzte auf Slawa zu, führte meine zitternden Hände an sein geschwollenes Gesicht und schluchzte bitterlich, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Mutti. Es ist kein einziges Lebewesen an ihm. Auch auf seiner Windjacke sind scharlachrote Blutflecken. Er kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Wie eine Mumie. Oder ein lebender Boxsack.

Glory erwachte auch zum Leben. Er packte mich am Arm, scharf und schmerzhaft, zerrte mich zu sich und zischte mir mit heiserer Stimme ins Ohr:

- Nimm deine Sachen, Alice, wir müssen rennen!

- W-was? Was? Warum? Was ist los mit dir? Erklären Sie es mir! - Ich stöhnte und versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber mein Freund zog mich mit einem Ruck ins Zimmer. Er ist verzweifelt. Er ist nicht er selbst. Wie ist das möglich?

- Wir haben keine Zeit zum Reden. Unser Leben ist in Gefahr! - Er zitterte, als hätte er hohes Fieber. Slawa schob mich auf das Bett, öffnete den Schrank und holte meinen alten Koffer heraus. Alle seine Handlungen waren schnell und unhöflich. Er warf den Koffer auf den Boden und schaufelte mit einem Schlag alle meine Sachen aus dem Regal hinein, stapelte sie einfach auf, zerknüllte sie, zerknüllte sie achtlos, wie eine Art Müll. Er zerknüllte ihn und warf den Koffer über die Schwelle des Zimmers. Er verschwand kurz auf dem Flur und kam dann mit meiner Daunenjacke in der Hand zurück.

- Zieh sie an, schnell, bitte, mein Schatz! Das erzähle ich dir alles später", brach er fast in Tränen aus. Er war so erschrocken, dass er kaum noch sprechen konnte. Er stotterte und verschluckte Worte. Und ich weiß nicht, was ich tun soll! Was kann ich tun, um ihm zu helfen? Wie kann ich ihm den Schmerz nehmen? Wir sollten einen Erste-Hilfe-Kasten besorgen. Armer, armer Slawa. Wie konnte das nur passieren? Du hast mir mit deinen blauen Flecken die Seele aus dem Leib gerissen. Mein Schatz hat nicht mal bemerkt, wie schön ich mich für ihn herausgeputzt habe. Das ist unglaublich gruselig.

- Warte, ich hole nur den Erste-Hilfe-Kasten...

Zu spät. Er warf mir die Jacke über meinen nackten Körper, über das rote Spitzen-Set. Wenigstens hatte ich noch meine Stiefel an, bevor ich in meinen Sommerschuhen in die Kälte hinauslaufen musste. Mit einer Hand packte er meinen Ellbogen, mit der anderen meinen Koffer und sprintete auf den Treppenabsatz hinaus, als wären wir von den Teufeln der Hölle gejagt worden.

Ich hatte nicht einmal Zeit, die Tür zu schließen oder das Licht auszuschalten. Tränen laufen mir über die Wangen. Ich bin verängstigt. Wirklich, wirklich Angst. Es hätte kein schlimmerer Tag werden können. Und dabei hat alles so schön angefangen. Kaffee im Bett, ein Heiratsantrag auf meinem Schoß... Ich habe den halben Tag damit verbracht, in der Wohnung herumzudrehen und vor Glück zu keuchen. Ich dachte, ich sei das glücklichste Mädchen der Welt. Süße Träume ertranken in einem bitteren Sumpf. Die Überraschung war ruiniert. Unser romantischer Abend ist ruiniert.

- Beeil dich, Alice, beeil dich! Wir haben keine Zeit mehr, sie werden bald hier sein! Wir müssen rennen! Ich habe alles verloren, alles! Unser ganzes Geld, ich habe sogar das Auto verpfändet! Ich weiß nicht, was ich tun soll! Sie werden uns umbringen. Sie werden uns töten. Sie sind Bestien, sie sind Monster, sie sind keine Menschen! Gott, ich fühle mich so schlecht, Baby. Ich habe uns im Stich gelassen. Ich habe dich auch im Stich gelassen.

- Ich kapiere es nicht! Wer sind die? Verdammt noch mal, Slava! Was hast du getan? - Ich schüttle den Kopf und versuche, seine Worte zu verarbeiten. Es ist wie ein Traum. Es ist wie ein Albtraumfilm, rundherum. - Du wurdest verprügelt, du hast überall Blut im Gesicht! Wir müssen die Polizei rufen!

- Aber es ist zu spät. Es ist zu spät, es ist zu spät. Keiner kann ihnen sagen, was sie tun sollen. Wir sind verloren.

Ich kann meine Beine kaum bewegen, ich kann kaum mit meinem Freund Schritt halten, während er die Treppe hinunterrennt, als würde das Haus gleich über uns zusammenbrechen, wie ein Erdbeben, wenn wir nicht rechtzeitig rauskommen.

Es ist eine Frage von Sekunden. Slawa schwingt die Tür unseres alten Toyota vor mir auf, schiebt mich hinein und schnallt mich an.

Fünf Sekunden später sitzt er auch schon im Auto. Er lässt den Motor an und fährt los, gibt Vollgas.

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