Der Anfang
Es gab einst ein Schloss. Es war riesig und dunkel, keine Menschenseele wagte es in seine Nähe zu gehen. Man nannte es „Das Tor der Unterwelt“, weil ein einsamer Mann da lebte. Man munkelte, dass er ein Dämon war, der aus der Hölle gekrochen kam. Das waren alles nur Spekulationen, da man ihn nie zu Gesicht bekommen hatte, und so haben sich viele Gerüchte verbreitet.
Dieser Mann besaß viel Land, aber niemand, der es bearbeitete. Er fing deshalb an, Menschen zu suchen, die für ihn arbeiten würden und bot denjenigen die Hälfte des Gewinns der Ernte an. Niemand meldete sich, bis eines Tages ein frisch verheiratetes Paar neu in das Dorf kam und sich anbot.
«Wir haben keine Angst vor Euch und möchten daher für Euch arbeiten», sagten sie. Erfreut, ließ der Mann ein Haus auf dem Land, für sie errichten und, wie versprochen, erhielten sie bei jedem Gewinn, die Hälfte des Betrags. Viele friedliche Jahre vergingen, bis der Mann bemerkte, dass der Anteil, das er vom Ehepaar erhielt, sank. Er befragte sie, doch sie meinten, dass die Ernte nicht so gut verlief. Da der Mann aber sehr misstrauisch war, schickte er jemanden, um der Sache auf den Grund zu gehen. Es kam ans Licht, dass das Paar, statt, wie vereinbart, die Hälfte des Gewinns dem Mann zu überbringen, es illegal in andere Dörfer verkauften. Der Mann war zornig.
«Ihr habt mein Vertrauen missbraucht und mich beraubt.» Doch er verjagte sie nicht und verlangte auch nicht das Geld, das sie mit dem Verkauf verdient hatten, stattdessen verlangte er etwas Wertvolleres. «Ihr werdet weiterhin auf meinem Land leben dürfen, aber nichts anbauen dürfen, und sobald euer Erstgeborenes achtzehn wird, muss es für mich arbeiten, um eure Schuld abzuzahlen. Sobald das Kind bei mir ist, dürft ihr wieder für mich arbeiten.» Das Ehepaar akzeptierte und neun Monate später kam ein gesunder Junge auf die Welt.
Er hatte schwarze Locken. Sie waren so dunkel, dass sogar die Nacht Angst hatte, sich in ihnen zu verirren. Seine Augen waren so hell, dass sogar die Sonne wegsehen musste, um sich nicht zu blenden. Seine Stimme ließ die Vögel verstummen, damit sie ihm zuhören konnten. Das Paar lehrte ihn zu kochen, zu putzen und Handarbeiten. Der kleine Junge wusste nicht wieso, doch tat, was die Eltern von ihm verlangten. Er lebte glücklich, ohne zu wissen, dass er Teil eines Deals war. Seine Eltern zogen ihn auf, sodass er dem Mann nützlich sein konnte. Er durfte aber nie mit anderen Kindern spielen, er durfte nie das Haus verlassen und lernte somit nie die Welt kennen. Als sein achtzehnter Geburtstag kam, bekam er keine Geschenke, sondern zwei Koffer und eine Kutsche. Der Junge war verwirrt, planten seine Eltern etwa, mit ihm zu verreisen? Doch sie hatten keine Koffer. Was sie aber hatten, war ein Brief. Ein Brief, den er nur öffnen durfte, wenn er in der Kutsche war. Sie verabschiedeten sich von ihrem Sohn und winkten ihm erfreut zu, als er in die Kutsche stieg, denn sie hatten ihren Teil der Abmachung eingehalten. Wie es weiterging, werde ich euch erzählen, denn dies ist meine Geschichte.