Prolog
Die Sterne flimmerten wie Atemzüge im schwarzen Himmel, doch vor langer Zeit gab es eine Nacht, die kein Ende fand.
Die Legende erzählt von der Ewigen Nacht, einem Fluch, der die Sterne verschlingen kann. Wer ihn herbeiruft, hält die Macht über Licht und Schatten in seinen Händen – eine Macht, die die Balance zwischen den Welten zerstören könnte. In einer alten Sternen Karte der Akademie ist ein rätselhafter Vermerk zu finden: "Nur die, die den Pfad der Dunkelheit wagen, werden das Licht erkennen."Doch was geschah, als die Ewige Nacht vor Jahrhunderten die Welt verschlang? Und was passiert, wenn sie zurückkehrt?
Ein neuer Stern in der Dunkelheit
Leo blickte aus dem hohen Fenster der Akademie, wo die Sterne wie funkelnde Geheimnisse am Himmel standen. Heute war die Nacht ungewöhnlich klar – doch etwas fühlte sich nicht richtig an. Ein Sternbild fehlte. Es war das Drachenauge, das sonst mitten im Sternenmeer leuchtete. „Max! Anna! Habt ihr das gesehen?" Leo deutete hektisch auf den dunklen Fleck zwischen den übrigen Sternbildern. Max war gerade damit beschäftigt, ein Stück Kuchen in sich hinein zu schaufeln. „Was soll ich sehen? Es sieht doch alles normal aus." „Gar nichts ist normal!" Leo klopfte ungeduldig auf die Fensterbank. „Das Drachenauge ist weg. Es war vor ein paar Nächten noch da, ich weiß es genau."
Anna, die in einem dicken Buch über Sternen Magie vertieft war, schloss es vorsichtig und trat neben Leo ans Fenster. „Sterne verschwinden nicht einfach so. Vielleicht hast du dich geirrt." „Das glaube ich nicht." Leo verschränkte die Arme. „Es war da, Anna. Irgendetwas passiert, und wir haben es nur noch nicht gemerkt." Max schob seinen Teller zur Seite und wischte sich die Hände an seinem Umhang ab. „Oder es ist ein neues Abenteuer." Seine braunen Augen funkelten vor Vorfreude. „Und wir lieben doch Abenteuer, oder?" Leo wollte gerade antworten, als die Tür zu ihrem Gemeinschaftsraum aufflog. Professor Sternenlicht, einer der Lehrer für Sternen Kunde, stürmte herein, sein langer Mantel flatterte hinter ihm her. Sein Gesicht war blass, als hätte er etwas Beunruhigendes gesehen.
„Alle Schüler sollen sich sofort in der großen Halle versammeln", rief er, ohne auf Fragen zu warten. „Ein neuer Schüler ist angekommen – und die Direktorin möchte, dass ihr ihn kennenlernt." Anna runzelte die Stirn. „Das ist ungewöhnlich. Normalerweise begrüßt die Direktorin keine neuen Schüler persönlich." „Ungewöhnlich ist gut." Max schnappte sich seinen Zauberstab und grinste breit. „Los, wir wollen doch nichts verpassen." Die Freunde folgten der wachsenden Gruppe von Schülern in die große Halle. Der Raum war wie immer beeindruckend: Hohe Decken, die den Nachthimmel nachahmten, funkelnde Sternen Konstellationen, die über ihren Köpfen tanzten, und die mächtige Sternen Krone, ein schwebendes Artefakt, das das Zentrum der Halle bildete. Die Direktorin, eine elegante Frau mit silbernem Haar, stand am vorderen Ende der Halle. Neben ihr stand ein blasser Junge mit dunkelblauen Augen und einem langen Mantel, der wie der Nachthimmel schimmerte. Es war, als ob er selbst ein Teil der Sterne war.
„Das ist Elias", begann die Direktorin, ihre Stimme war ruhig, aber eindringlich. „Er ist ein besonderer Schüler, der unsere Akademie besucht, weil er eine Verbindung zur Magie der Sterne besitzt, die außergewöhnlich ist." Ein Raunen ging durch die Menge. Neue Schüler waren selten, und noch seltener waren solche, die persönlich von der Direktorin angekündigt wurden. Elias trat vor, seine Bewegungen waren geschmeidig, aber in seiner Haltung lag etwas Unnahbares. Seine Stimme war leise, aber sie hallte durch die große Halle, als er sprach: „Ich freue mich, hier zu sein." Dann hielt er inne, seine blauen Augen schienen für einen Moment dunkler zu werden. „Doch ich bin nicht nur gekommen, um zu lernen. Ich bin hier, weil die Ewige Nacht zurückkehrt."
Die Halle wurde still. Die Schüler schauten sich unsicher an. Leo spürte, wie sich ein kalter Schauer über seinen Rücken legte. „Was ist die Ewige Nacht?" flüsterte Max. Anna antwortete nicht. Ihre Augen waren auf Elias gerichtet, und für einen Moment schien es, als würde sie ihn durchschauen wollen. Die Direktorin unterbrach die unruhige Stille. „Mehr dazu später. Für heute möchte ich, dass Elias in Ruhe ankommt. Leo, Max, Anna – ich zähle auf euch, ihm zu helfen, sich einzuleben." Leo wollte protestieren, aber Max war schneller. „Na klar, wir helfen immer gern!" Er grinste, doch seine Augen verrieten, dass auch er neugierig war. Elias sah die drei an und nickte leicht. „Ich hoffe, ihr seid bereit für das, was kommt", sagte er ruhig. Seine Worte klangen fast wie eine Warnung.
Das verborgene Sternenlicht
Die Gänge der Sternen Akademie waren in den frühen Morgenstunden still, nur das sanfte Glimmen der magischen Laternen erhellte den Weg. Leo, Max und Anna hatten Elias nach dem Abendessen begleitet, um ihm die wichtigsten Orte der Akademie zu zeigen. Doch irgendetwas an dem neuen Schüler ließ sie nicht los. „Die Ewige Nacht", murmelte Anna leise, als sie zurück in ihren Gemeinschaftsraum gingen. „Habt ihr bemerkt, wie er das gesagt hat? Als wäre es etwas, das er selbst gesehen hätte." Max schüttelte den Kopf und grinste. „Er hat es bestimmt aus irgendeinem alten Buch. Ihr wisst, wie diese mysteriösen Typen sind. Die sagen irgendwas Unheimliches, und schon reden alle nur noch über sie." Leo war weniger überzeugt. „Vielleicht. Aber was, wenn er recht hat? Was, wenn da draußen etwas vor sich geht, das wir nicht sehen können?"
Anna hob nachdenklich den Blick. „Es gibt Geschichten über die Ewige Nacht. Eine Legende, die von den Sternen Wächtern erzählt wird." „Sternen Wächter?" Max ließ sich in einen Sessel fallen. „Klingt wie ein Märchen." „Vielleicht." Anna ließ sich neben ihn nieder. „Aber die Direktorin hat nichts dazu gesagt. Und wenn sie schweigt, bedeutet das meistens, dass sie mehr weiß, als sie zugibt." Leo öffnete den Mund, um zu antworten, doch in diesem Moment flackerte das Licht im Gemeinschaftsraum. Für einen kurzen Augenblick wurde alles in Dunkelheit getaucht, und ein kalter Hauch zog durch den Raum. „Was war das?" Max sprang auf, sein Zauberstab in der Hand. Bevor jemand antworten konnte, wurde die Dunkelheit von einem schwachen Schimmer durchbrochen, der von einer Ecke des Raumes kam. Leo kniff die Augen zusammen. Es war, als würde das Licht durch die Wand hindurch scheinen.
„Da drüben!" Leo lief zur Wand und berührte den Stein, der leicht warm unter seinen Fingern war. „Hier passiert etwas." Anna stand auf und trat zu ihm. „Das ist nicht normal. Hinter dieser Wand liegt... nichts. Es ist nur ein leerer Raum." „Nicht mehr", sagte Leo und drückte fester gegen den Stein. Mit einem leisen Klicken begann sich ein Teil der Wand zu verschieben. Dahinter wurde ein schmaler Gang sichtbar, der in Dunkelheit gehüllt war, abgesehen von einem leichten blauen Glühen, das aus der Tiefe kam. Max trat neugierig näher. „Okay, das wird immer besser. Ich bin dabei!" Anna zögerte. „Wir sollten das der Direktorin melden. Das sieht nicht nach etwas aus, das wir allein erforschen sollten."
Leo drehte sich um, seine Augen voller Entschlossenheit. „Wenn wir das melden, versperren sie den Zugang, und wir erfahren nie, was dahinter ist. Wollen wir das wirklich riskieren?" Nach einem kurzen Moment nickte Anna widerstrebend. „Aber wenn etwas schiefgeht, brechen wir ab." Die drei traten vorsichtig in den schmalen Gang, ihre Zauberstäbe bereit, Licht zu spenden. Die Wände waren mit seltsamen Sternen Symbolen bedeckt, die im schwachen Schein blau schimmerten. Je weiter sie gingen, desto kälter wurde die Luft. „Es fühlt sich an, als würde die Dunkelheit hier atmen", flüsterte Max und zog seinen Umhang fester um sich. Nach einigen Metern öffnete sich der Gang zu einem kleinen Raum. In der Mitte schwebte eine seltsame Kugel aus blauem Licht, die an einen gefrorenen Stern erinnerte.
„Was ist das?" Leo trat näher, doch Anna hielt ihn zurück. „Das ist Sternen Magie", sagte sie leise. „Aber ich habe noch nie etwas wie das gesehen." Max, mutiger als nötig, streckte die Hand nach der Kugel aus, doch bevor er sie berühren konnte, flackerte das Licht heftig. Aus den Schatten an den Wänden lösten sich dunkle Gestalten, die wie lebendige Schatten aussahen. „Weg da!" rief Leo und zog Max zurück. Die Schatten formten sich zu etwas, das wie große Raubtiere aussah, mit glühenden Augen und lautlosem Gebrüll. Anna hob ihren Zauberstab. „Sternen leuchten!" rief sie, und ein heller Strahl Licht schoss aus ihrer Spitze. Die Schatten wichen zurück, aber nur für einen Moment. „Das hält sie nicht lange auf", sagte Leo und zog seinen eigenen Zauberstab. „Wir müssen hier raus!" Doch bevor sie den Raum verlassen konnten, begann die Kugel in der Mitte heller zu leuchten. Die Schatten erstarrten, als eine Stimme durch den Raum hallte – leise, aber mächtig:
„Die Ewige Nacht ist erwacht. Wer den Pfad des Sternenlichts sucht, wird sich dem Dunkel stellen müssen." Die Kugel erlosch, und die Schatten verschwanden, als wären sie nie da gewesen. Die drei standen keuchend in der plötzlichen Stille. Max war der erste, der sprach: „Okay. Das war... seltsam. Und auch ziemlich gruselig." Leo sah zur Stelle, wo die Kugel geschwebt hatte. „Das war eine Warnung." Anna nickte langsam. „Und ich glaube, Elias weiß mehr darüber, als er uns erzählt hat."