Kapitel 3: Lauter sprechen
Leo kletterte schnell aus dem Bett, schloss die Tür ab und eilte dann ins Bad.
Als er spürte, wie ihm das heiße Wasser über den Kopf lief, entspannte sich Leos Stimmung extrem.
Der alte Mann hatte ihn also doch nicht getäuscht. Er konnte jetzt nicht nur sprechen, sondern es floss auch eine geheimnisvolle Energie in ihm, als ob er mit dieser Energie alles tun könnte!
Außerdem bemerkte Leo, dass sein Geist mit viel neuem Wissen gefüllt war, vor allem im Bereich der traditionellen chinesischen Medizin.
Jessica war bereits die Treppe hinaufgegangen und sah Tina, die panisch aussah. Jessicas Herz sank: "Tina, hat Leo dich schikaniert?"
"Mama, Leo, er ..." Tina stotterte, als sie sich an die Szene erinnerte, die sie gerade erlebt hatte.
"Was ist denn mit ihm los?" fragte Jessica und überlegte, ob Leo plötzlich krank geworden und gestorben war.
"Er ist ein Monster!" Tina fand endlich ein passenderes Wort, um ihn zu beschreiben.
"Ein Ungeheuer?" Jessica war verblüfft und fragte sich, ob Tina halluzinierte. Wenn ihr feiger Schwiegersohn wirklich ein Monster war, konnte er wenigstens im Zoo etwas Geld verdienen.
Jessica ging zu Leos Schlafzimmertür und versuchte, den Türknauf zu drehen, aber er rührte sich nicht.
Er wagte es, die Tür abzuschließen. Jessica wurde wütend und hämmerte an die Tür: "Leo, was versteckst du dich da drin? Mach die Tür auf!"
"Nur einen Moment, ich dusche gerade", kam Leos Stimme aus dem Zimmer.
"Hm, lächerlich..." Jessicas Worte verstummten, als sie plötzlich etwas bemerkte. "Leo, hast du gerade gesprochen?"
Aus dem Schlafzimmer kam keine Antwort.
Jessica ging schnell auf Tina zu, die überrascht war. "Tina, hast du das gehört? Leo hat gesprochen!"
"Mama, lass uns erst einmal nach unten gehen und warten, bis er von selbst wieder herauskommt." Tina hatte noch immer Angst vor der Szene, die sie gerade miterlebt hatte.
Die beiden gingen hinunter in den Flur, und Gilbert kam auf sie zu. "Tantchen, kommt Leo nicht raus? Er hört dir nicht einmal zu, das ist wirklich unerhört."
Jessica ahnte, was Gilbert damit sagen wollte, reagierte aber nicht. Sie zog die Stirn in Falten: "Wir werden warten, bis er rauskommt. Ich will sehen, was er vorhat!"
Gilbert grinste innerlich: "Dieser Abschaum vergiftet wirklich Sophias Leben.".
Kurze Zeit später kam Leo die Treppe hinunter. Er hatte sich saubere Kleidung angezogen und hatte etwas Feuchtigkeit in den Haaren.
Tina stand sofort vom Sofa auf, deutete auf Leo und stotterte: "Leo, du, du..."
Leo setzte sich ruhig auf die andere Seite des Sofas und schenkte sich eine Tasse Tee ein.
"Leo, steh auf!" forderte Jessica.
Leo erhob sich gehorsam vom Sofa und schaute Jessica mit einem unschuldigen Blick an.
Jessica konnte seinen Blick nicht ertragen und sagte wütend: "Leo, hör auf, dich zu verstellen. Du tust schon seit drei Jahren nur so, bist du es nicht leid? Sag doch was!"
"Schwiegermutter", lächelte Leo leicht und sprach drei Worte.
Das schockierte sowohl Tina als auch Gilbert. Der Stumme hatte tatsächlich gesprochen!
Konnte es sein, dass er die ganze Zeit nur so getan hatte?
"Leo, du kannst sprechen?!" Tinas Gesicht zeigte Abscheu. "Du Lügner! Du hast tatsächlich so getan, als wärst du stumm! Willst du nicht mit uns reden? Dann tu für den Rest deines Lebens so!"
Obwohl Tina wütend war, spürte sie, dass sich an Leo etwas verändert hatte. Der Mensch, der früher immer gebückt ging, stand jetzt aufrecht, und seine zerbrechliche Gestalt schien Kraft auszustrahlen.
Es war einfach zu seltsam.
Leos Gesichtsausdruck und sein Auftreten wirkten auf Gilbert nun wie Schauspielerei. Er konnte nicht anders, als zu spötteln: "Du bist also Leo. Du bist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe."
Dann sah Gilbert Jessica an. "Tantchen, so ein Mensch wird Sophia nicht glücklich machen. Seine Existenz ist ein Schaden für sie. Meinst du nicht auch?"
Jessica sagte nichts. Sie dachte zwar dasselbe, aber schließlich war dies eine Angelegenheit innerhalb der Familie Henley. Wie konnte sie es zulassen, dass ein Außenstehender sich dazu äußerte?
Als Gilbert Jessicas Schweigen sah, fasste er neuen Mut, ging direkt auf Leo zu und sah ihn mit einem verächtlichen Blick an. "Findest du es angenehm, auf der Familie Henley zu schmarotzen? Wenn du wirklich nur das Beste für Sophia willst, dann verlasse sie."
Leo ballte die Faust, als würde er einen lärmenden Clown beobachten.
"Wenn du Sophia verlässt, kann ich dir einen anständigen Job besorgen und dir zweihunderttausend Dollar geben. Was sagst du dazu?" Gilbert warf sein Angebot auf den Tisch.
Nachdem er gesprochen hatte, trat Gilbert diskret einen Schritt zurück und bereitete sich auf einen Kampf vor. Seiner Meinung nach würde jeder Mann, den er provozierte, auf ihn zukommen und ihm eine Tracht Prügel verpassen. Dann war es an der Zeit für Gilbert, ihm eine Lektion zu erteilen.
Immerhin hatte Gilbert den schwarzen Gürtel in Taekwondo!
Zu Gilberts Enttäuschung sah Leo ihn einfach nur ruhig an, sein Blick glich dem eines Menschen, der eine Ameise auf dem Boden beobachtet.
Gilbert fühlte sich unter Leos Blick langsam unwohl und konnte nicht anders, als einen Schritt nach vorne zu machen und Leo fest am Kragen zu packen. "Was guckst du so, du rückgratloser Versager?"
Leo sah ihn immer noch mit demselben Ausdruck an.
Das machte Gilbert so wütend, dass er Leo einen Schlag ins Gesicht versetzte.
Aber Leo war schneller. Seine andere Hand griff schnell nach Gilberts Handgelenk.
Gilbert wehrte sich, konnte sich aber nicht befreien. Als er den Schmerz in seinem Handgelenk spürte, schrie er: "Lass los! Du nutzloses Stück Dreck!"
"Bin ich ein nutzloses Stück Dreck?" wiederholte Leo mit Selbstironie.
In diesem Moment löste Gilbert seinen Griff um Leos Halsband und schlug nach Leos Kopf.
Aber Leo war noch schneller. Seine andere Hand umklammerte Gilberts Kehle.
Das Gefühl des Erstickens ließ Gilbert sofort erstarren.
"Lass ... lass mich los!" Als er die furchterregende Kraft an seiner Kehle spürte, fühlte Gilbert, wie Angst in ihm aufstieg. Er schaffte es, ein paar Worte aus seiner Kehle herauszuquetschen.
Leo sah Gilbert kalt an. "Was bist du? Hast du überhaupt das Recht, dich hier einzumischen?"
"Leo, hör auf!" Jessica hatte Angst, dass Leo durchdrehen und Gilbert etwas antun würde, deshalb rief sie ängstlich.
Leo drehte den Kopf, um Jessica anzusehen, und zeigte ein kaltes Lächeln.
Oh, Schwiegermutter, als Gilbert mich geschlagen hat, warum hast du ihm nicht gesagt, dass er aufhören soll?
Leo warf Gilbert beiläufig beiseite und behandelte ihn wie einen Abschaum.
In diesem Moment läutete Jessicas Telefon.
Jessica warf einen Blick auf die Anrufer-ID und nahm den Anruf entgegen.
"Was? Ist etwas in Sophias Firma passiert?" rief Jessica besorgt aus.
Diese Worte verblüfften alle Anwesenden.