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Prolog

Warme Sonnenstrahlen streicheln zart über meine Haut und wecken mich. Für Frühling ist es schon ziemlich warm draußen, aber mich stört es nicht. Ein lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich daran denken muss, welcher Tag heute ist und ich stehe schnell auf, um mich anzuziehen und meine Brüder zu wecken. Schließlich hat Mamá heute Geburtstag und es soll ein toller Tag werden. Meine Brüder und ich haben schon alles genauestens geplant.

Bevor ich die Treppe runter gehe, mache ich noch einmal vor dem Spiegel halt. Ein Glück hat Mason dieses tolle Kleid bekommen, dass passt einfach perfekt zu der Deko. Ich lächle das Mädchen vor mir, dass mein Spiegelbild sein soll breit an. Heute wird ein toller Tag!

Schnell renne ich nach unten in die Küche - Mamá würde meckern, wenn sie sehen würde dass ich die Treppen runtergehüpft bin, aber sie war ja auch noch nicht hier - , um den Kuchen zu backen. Meine Brüder, Evan und Mason, sind zum ersten Mal pünktlich aufgestanden, sodass sie nun in der Garage sind um alles vorzubereiten. Sie wollten unbedingt das handwerkliche machen, also blieb mir nichts anderes übrig, als mich um den Kuchen und die Deko zu kümmern. Ich stelle mir den Wecker auf zwei Stunden, denn um diese Zeit sollte sie ungefähr nach Hause kommen. Als Chirurgin hat unserer Mamá viel zu tun und wird oft zu Not - Ops gerufen, oft auch spät in der Nacht, wie gestern. Abre heute kommt uns das gut gelegen, denn das gibt uns Zeit alles vorzubereiten.

Ich hole mir meine Kopfhörer aus der Schublade, schließe sie an meinem Handy an und mache mir mein Lieblingssong 'Lizzo-Good As Hell' an und versuche 'Dance Moms' nachzutanzen, während ich darauf warte, dass der Kuchen aus dem Ofen geschoben werden kann. Evan und Mason sind immer noch in der Garage.

~

Es ist nichts ungewöhnliches das sie zu spät kommt. Schließlich fahren jetzt alle zu ihrer Arbeit, während unsere Mom zu uns nach Hause fährt. Trotzdem fange ich an mir sorgen zu machen. Evan und Mason versuchen meine Bedenken wegzuwischen und sagen mir, dass sie wahrscheinlich noch ein Abstecher bei ihrer besten Freundin eingelegt oder ein Kollege sie aufgehalten hat. Sie haben bestimmt recht. Denn unsere Mom ist etwas besonderes. Wenn sie einen Raum betritt ist sie die Persen nach der sich alle umdrehen und wenn sie mit jemanden spricht hat sie immer ein Lächeln auf den Lippen und dieses bestimmte Funkeln in den Augen. Wenn es es mir, Evan oder Mason schlecht geht, nimmt sie uns in den Arm, macht uns heiße Schokolade mit Sahne und Zimt und bringt uns dazu, eine Sache zu finden, die heute schön war. Und wenn wir nichts finden, sagt sie immer: "Dafür wird es morgen umso schöner. Du musst nur daran glauben". Jedes mal hat sie Recht. Wie immer, denn egal was sie sagt, es entspricht immer der Wahrheit. In den letzten Tagen ist da zwar diese kaum merkliche Anspannung in ihren Schultern und die Erschöpfung die sich langsam auf ihren Geswicht bemerkbar macht, aber wie gesagt sie hat einen anstregenden Job.

Mittlerweile sind fast vier Stunden vergangen, ohne das Mamá nach Hause kommt. Ich habe mir extra ein Stuhl aus dem Wohnzimmer genommen und ihn vor das Fenster gestellt, damit ich gleich sehen kann, wenn sie in die Einfahrt fährt. Evan und Mason haben es sich auf dem Sofa bequem gemacht und spielen Fifa, meine Proteste haben sie ignoriert. Sie meinten, dass sie wieder alles wegräumen bevor Mamá sie sieht. Ich bin mir da nicht so sicher.

Völlig in meinen Gedanken vertieft, bemerke ich das Auto nicht, welches in unsere Auffahrt fährt oder die Leute die vor unserer Tür stehen und klingen.

Das klingeln dröhnt unnatürlich laut durch unser Haus und ich zucke vor Schreck zusammen. Im letzten Moment stütze ich mich an der Wand ab, um nicht vom Stuhl zu fallen. Dann stehe ich auf und laufe zur Tür, während die Frage warum meine Mamá nicht aufgeschlossen hat, durch meine Gedanken kreist.

Aber alle Gedanken sind wie weggefegt, als ich die Tür öffne und nicht in das lächelnde Gesicht unserer Mamá gucke. Denn nicht sie hat geklingelt, stattdessen stehen zwei Männer in blauen Uniformen vor der Tür. Beide hallten ihre dunkelblaue Schirmmütze in den Händen und sehen aus, als wüsste sie nicht wo sie hinschauen sollten. Schließlich räuspert sich der und tritt einen Schritt vor. Er hat blonde Haare und scheint mitte Zwanzig zu sein. Er stellt sich als Mr. Witheman vor. Der andere ungefähr zehn Jahre ältere Polizist deutet auf sich und sagt: "Guten Morgen, Liebes. Ich bin Mr. Cromwell." Ich weiß nicht was ich tun soll, also nicke ich als Antwort nur.

Mr. Cromwell ergreift wieder das Wort:" Wohnen hier die Kinder von Mrs. Hatherway?" Er sieht aus, als würde er die Antwort eigentlich schon kennen.

"Ja, wieso?" , frage ich, jetzt etwas verunsichert. "Wo ist Mamá?" Ein flattern entsteht in meinem Magen und lässt mich die Hand auf den Bauch pressen. Ich wollte unbedingt auf Mamá warten, dass ich noch nichts gegessen habe. Ich ärgere mich wegen meiner Sturheit und verspreche mir, beim nächsten mal etwas zu essen.

"Es geht um ihre Mutter", erwidert der zweite Polizist, Mr. Witheman. Das flattern wird doller und ich befürchte jetzt gleich mich auf die Polizisten übergeben zu müssen.

"Was ist mit ihr?", frage ich nach, während ich die beiden abwechelnd anschaue. Hinter mir höre ich aus dem Wohnzimmer Mason rufen, der fragt wer denn vor der Tür stehe. Ich ignoriere ihn erstmal. "Wenn Ihr mit ihr sprechen wollt, müsst ihr noch kurz warten. Sie sollte zwar eigentlich schon vor drei Stunden hier sein, aber sie ist bestimmt gleich da. Sie ist Chirurgin, da wird sie öfters noch zu einer Not - Op gerufen."

Mr. Cromwell und der blonde wechseln einen Blick den ich nicht ganz deuten kann. Schließlich holt der ältere Luft und knetet seine Schrimmütze, als wäre er nervös.

"Es tut mir Leid, wirklich. Aber - eure Mutter hatte einen schweren Autounfall." Seine Stimme klingt gepresst und in seinen Augen liegt ein Glanz den ich nicht verstehe. Warum sieht er so aus als würde er gleich weinen? Wenn überhaupt müsste ich weinen und nicht er. Aber er glaubt doch nicht, dass ich ihm diesen Bullshit abnehme, oder? Unsere Mom fährt immer, wirklich immer, 20km/h unter der Geschwindigkeitsbegrenzung. Sie kann nicht tot sein. Er muss sich irren.

"Unsere Beileid", meint Mr.Witheman. Er sieht aus, als würde er wirklich glauben, was er sagt und ein hysterisches Lachen steigt in mir hoch. Ich schlage mir die Hand auf den Mund - aber zu spät - es bricht aus mir heraus und ich krümme mich japsend. Die Männer sehen mich an, als fragen sie sich ob ich mein Verstand verloren hätte. Aber wenn hier jemand den Verstand verloren hat, dann die beiden Herren vor mir.

"Bei allem Respekt, Sir. Aber unsere Mamá kann nicht tot sein", sage ich fest und hole tief Luft, um mich wieder zu beruhigen. "Sie fährt immer 20km/h weniger, als man müsste. Sie lässt sich nie stressen. Ihr musst euch irren."

Wieder diese Blick zwischen den beiden. Doch diesmal glaube ich, ihn als hilflos oder verzweifelt beschreiben zu können.

"Wir irren uns nicht, Liebes" Mr. Cromwell mustert mich abschätzend. "Fährt deine Mutter einen weinroten Nissan Altima?"

Meine Augen werden groß und das flattern doller. Das ist tatsächlich ihr Auto. Aber wie können sie das wissen?

Außer...Außer sie haben Recht und Mamá ist - sie ist...

Mir wurde schlecht, als ich vor mir sah, wie sie in dem Auto sitzt zerquetscht und Flammen überall. Das Auto komplett geschrottet.

"Wie? Wie kann das sein?", presse ich heraus. Meine Knie beginnen zu zittern und ich stütze mich halt suchend am Türpfosten ab. Ich würde jetzt nicht umkippem!

"Wir müssen es erst noch genauer untersuchen. Aber sobald wir wissen, ist sie von der Fahrbahn abgekommen. Auf einer Brücke." , sagte Mr. Witheman stockend und mit einem mitleidigem Blick auf mich. Ich presse mir die andere Hand auf den Bauch und spüre wie ich blass werde. Dann - gerade noch rechtzeitig - schaffe ich es die beiden Polizisten wegzuschieben, mich über das Gebüsch zu beugen und mein Mageninhalt auszukotzen. Als ich fertig bin wische ich mir mein Mund mit einem Taschentuch ab, dass mir der blonde gibt und richte mich zitternd wieder auf.

Gerade, will ich die Polizisten so höflich, wie es mir gerade möglich ist, bitten zu gehen, weil ich Zeit für mich brauche und überlegen kann, wie ich es meinen Brüdern sage, als diesmal Mr. Cromwell weiterspricht.

"Du und deine Brüder müsst zu euren Vater Mr. Gallagher ziehen. In zwei Stunden kommen wir wieder, um euch zu euren Vater zu bringen. Unsere Beileid nochmal", sagt er mit einem Blick auf seine Armbanduhr. "Wenn irgendwas sein sollte - hier ist meine Karte. Aber ich hoffe das wir uns nicht noch einmal sehen"

Dito.

Ich nicke nur, schließe die Tür, lasse mich langsam daran herunter und fange an zu weinen .

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