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Teil 5 Espresso?

Hatte ich das wirklich gerade getan? Ich konnte es nicht glauben. Noch immer wie in Trance legte ich mein Handy weg und fiel bald darauf in einen traumlosen Schlaf.

Ich hatte zugesagt, also musste ich auch hingehen. Ich sah sie bereits von außen, wie sie an einem Tisch saß und ihr Handy checkte. Meine Aufrechnung spürte ich in jedem Teil meines Körper. "ATME Sam! ATME! Sie ist nur deine ehemalige Lehrerin, die sich einfach mit dir nett unterhalten will und nach einer Tasse Kaffee trennen sich wieder eure Wege. Mehr nicht!" sagte ich zu mir selber, bevor ich durch die Tür ging und auf sie zu lief.

Sie hob sofort den Kopf und unsere Blicke trafen sich. Ihr Lächeln brachte mich an den Rand einer Ohnmacht. "Hi." piepste ich. Das Cafe wirkte gemütlich, nicht zu hell, mit lauter kleinen Sitzgruppen. Carol hatte sich einen ledernen Zweisitzer ausgesucht, also blieb mir keine Wahl. "ATME Sam!" schoss es mir durch den Kopf. Ich war wirklich so ein Idiot.

Also setzte ich mich neben sie mit soviel Abstand wie möglich. Noch bevor jemand etwas sagen konnte, erschien schon die Bedienung und überreichte uns die Karte. Carol bestellte sich einen doppelten Espresso und ich nahm einfallslos das gleiche. "Du warst gestern so schnell weg, dass wir gar nicht mehr reden konnten. Zum Glück hattest du dich in die Kontaktliste mit deiner Handynummer eingetragen." Zwinkerte sie mir zu. Ah, daher hatte sie meine Nummer. "Ich wollte gern wissen, wie es dir geht und was aus meiner besten Schülerin geworden ist." Ich spürte wie ich rot anlief. "Schreibst du immer noch?" fragte sie. Irgendwie war mein Gehirn gerade im falschen Modus. Ich musste etwas sagen, jetzt oder nie. "Sag etwas!!!" Zum Glück setzte wenigstens ein Teil meines Verstandes wieder rechtzeitig ein. "Ja, ich schreibe noch. Nächste Woche habe ich einen Termin mit einem Verleger. Sie wollen meinen Roman veröffentlichen." erzählte ich etwas verlegen. Ich hörte nur ein "WOW." und musste sie anblicken. "Das ist ja super. Ich habe damals wirklich gehofft, dass du etwas aus deinem Talent machst. Wenn es zu kaufen ist, werde ich mir gleich ein Exemplar besorgen und lasse es mir dann von dir signieren."Sie grinste mich an und legte kurz ihre Hand auf meine. Ich spürte wie mein Herz dabei aussetzte. Der Moment wurde unterbrochen, als die Bedienung den Kaffee brachte. Ich wollte auch nicht weiter über mich sprechen. Viel lieber hörte ich ihr beim Reden zu. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und sprach sie an: "Und was haben sie so die letzten 5 Jahre erlebt?" Sie nippte an ihrem Espresso. "Sam, du kannst mich ruhig dutzen. Wir sind ja nicht mehr in der Schule." Sie reichte mir ihre Hand, die ich etwas verwirrt ergriff. Ich spürte den Strom fließen. Sie war warm und weich und ich fühlte mich im Moment wie versteinert. "Fangen wir einfach neu an." lächelte sie, während sie meine Hand schüttelte. "Hi, ich bin Carol Livine. Schön dich kennenzulernen Samantha." Ich starrte ihr in die wunderschönen dunklen braunen Augen und auf ihre roten Lippen. Wie sie meinen Namen aussprach ... Gänsehaut legte sich über meinen Körper. "Du kannst Sam zu mir sagen." kicherte ich nervös, griff nach meinem Kaffee und leerte die Tasse mit einem Zug. "Okay, Sam." lachte sie und ich wusste, ich wollte es wieder hören.

Sie erzählte noch eine Weile von den verschiedenen Schulen, an denen sie unterrichtet hatte und dass sie nach dem Tod ihrer Mutter vor einem Jahren wieder in die Stadt gezogen war. Ich hing an ihren Lippen und versuchte sie nicht zu sehr anzustarren. "Sam, alles okay?" fragte sie mich plötzlich. Ich verstand nicht. "Du siehtst auf einmal so blass aus." Ich fühlte mich auch mit einem Mal ziemlich elend, was ausnahmsweise nicht an ihr lag. Ich ballte meine Hände zu einer Faust, weil ich spürte wie ich zitterte. "Ich weiß auch nicht." Ich versuchte aufstehen, aber ein Schwindel ließ mich wieder auf das Sofa fallen. "Warte, ich zahle schnell und bring dich am besten nach Hause." sagte sie in besorgtem Ton zu mir und verschwand kurz an die Theke. Mein Herz raste und ich merkte wie ich zu schwitzen begann. Ich erhob mich und verschwand so schnell es ging im Gang Richtung Toiletten. Ich tastete mich an der Wand entlang um nicht zu fallen und stolperte ins Damen-WC. Ich hörte das Klappern von Absätzen hinter mir, aber ich konnte mich nicht umdrehen. In meinen Ohren rauschte es. Ich drehte den Wasserhahn auf. Kaltes klares Wasser auf meiner heißen Haut. Ich atmete noch immer hektisch und immer wieder verschwamm mir die Sicht vor den Augen. Da fühlte ich es, eine Hand an meiner Schulter, eine Hand auf meinem Rücken, die auf und ab strich, was mich irgendwie beruhigte.  Als ich mich aufrichtete und in den Spiegel sah, erblickte ich ihr Gesicht neben meinem. Meine Beine gaben kurz nach und ich spürte sofort zwei Hände um meiner Hüfte. Mein Herz begann wieder zu rasen.

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