Kapitel 1
Sarah
Ich hatte verschlafen. Natürlich hatte ich das, ich war ohne mein Wecker einzustellen gestern eingeschlafen und wachte genau zwanzig Minuten bevor ich los musste auf. Ich hastete ins Bad, machte mich blitzschnell fertig und rannte nach unten. Ich wollte meine Schlüssel nehmen und raus rennen zur Bushaltestelle, doch ich hörte ein räuspern aus der Küche. Verdammt. Dad war zuhause.
„Ich muss los", rief ich in die Küche. Ich sah ihn zwar nicht, doch ich konnte förmlich sehen wie er seine Augen verdrehte.
„Ich fahre dich, Sarah. Du weißt doch ..."
„Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit!", sprachen wir beide zusammen aus. Ich trat in die Küche und sah Meghan Toast und Eier machen. Sie war unsere Haushälterin, eine wunderbare Frau mit wundervollen Kochkünsten. Ich ging aufs Esszimmer zu, dass direkt an der Küche verbunden war. Mein Vater saß auf seinem Platz. In einem perfekt gebügelten braunen Anzug und sah mich an. „Guten Morgen Daddy."
Ich küsste ihn auf der Wange und er deutete mir, mich neben ihn zu setzten. „Du hast verschlafen", stellte er nüchtern fest während er seinen Kaffee trank.
„Ja", gab ich murmelnd zu.
„Du hast deine Tage", meinte er unverblümt. Meine Beziehung zu meinen Vater war transparent. Ich redete mit ihm als wäre er Mum und mit Mum ... mit ihr mied ich es zu reden.
„Woher weißt du das?", fragte ich genervt.
„Ich habe gestern die leere Migränentabletten im Müll gesehen. Deine Tage kommen nie allein."
Er kannte mich zu gut.
„Ich werde Doktor Wilhelm heute noch um weitere Tabletten bitten."
Ich lächelte ihn an. Es war schon früh klar gewesen, dass ich an Endometriose litt und mein Vater hatte mir immer viel Freiraum gegeben. Es hat oft früher in der Highschool Zeit zu Streitigkeiten mit den Lehrern gegeben, wenn ich eine Woche im Monat fehlte, aber mein Dad hatte nie auch nur angedeutet, dass ihn mein schulisches Fehlen missfiel. Nein er hatte mich immer angelächelt und gefragt wie es die Zeit besser machen könnte. Es wurde mit der Zeit besser. Meine Hormone besserten sich. Starke Menstruationsschmerzen ertrug ich einfach als wäre es nichts, es sein denn es wurde unerträglich. Ja, die ab und zu Bewusstlosigkeit nervte, einmal war ich hart auf dem Boden geknallt und einmal in die Dusche. Sehr peinlich als Dad mich da raus angeln musste. Doch er sagte nichts.
„Möchtest du zuhause bleiben?", fragte er mich einfach so nebenbei.
„Nein, es geht. Die Migränentabletten wirken nicht nur hier", ich tippte auf meinen Kopf.
Mein Vater lächelte ganz leicht. Mein Handy Display leuchtete auf.
Mum
Die grünen Augen meines Vater verdüsterten sich. Er fuhr sich mit der Hand durch sein Aschblondes Haar.
Ich sah meiner Mum sehr ähnlich. Ich kam eigentlich überhaupt nicht nach Dad. Mum und ich hatten beide ungefähr die selbe Gesichtsform, schwarze Haare und blaue Augen. Außerdem volle Lippen und dichte schwarze Wimpern.
„Was sagt deine Mum?"
„Bestimmt wie jeden Tag ein Guten Morgen", murmelte ich.
„Gehst du sie am Samstag besuchen?"
Ich sehe nicht auf, sondern stochere in meinem Omelett rum. Die Samtweichen weinroten Stühle, waren so angenehm, jetzt aufzustehen graute mir. Vielleicht würde ein Schmerzruck durch meinen Unterleib gehen und deswegen entschied ich mich, sitzen zu bleiben und das Gespräch zu führen. „Nein. Ich habe zu tun."
„Verstehe. Seit drei Monaten hast du zutun?"
Ich sehe ihn an. „Ja." Woher weiß er es überhaupt?
„Deine Mutter hatte mich angerufen vor einigen Tagen, sie war traurig, dass du sie nicht mehr besuchst."
„Tue ich doch", meinte ich bockig.
„Wann?"
„Ist das wichtig?", fragte ich ihn. „Sie hat sich verändert."
„Sie ist glücklich", meinte Dad langsam. „Und das war sie hier nicht?", fragte ich ihn.
„Du bist nicht das erste Kind, dessen Eltern sich geschieden haben, Sarah. Wir sind seit drei Jahren getrennt. Wieso verarbeitest du das nicht mein Schatz?"
Ich zuckte mit den Achseln.
Weil er, Ace Taylor mich nichts verarbeiten ließ. Er ärgerte und nervte mich wo es nur ging. Und es war zwar nicht oft, aber doch zu oft.
Ace Taylor, mein verdammter Stiefbruder. Der Sohn des Mannes, den meine Mutter geheiratet hatte. Er hasste mich und das abgrundtief.
„Nun, komm wir müssen los, ansonsten verspätest du dich."
Ich nickte und stand auf. Mein Vater fuhr mich zur Schule und der Tag konnte beginnen.