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Kapitel 3: Rettung vor dem Bösen

MATT

Meiner Meinung nach übertrieb Elian aber ganz schön. Mir war klar, dass er Niko sehr mochte. Aber seine Aussage bezüglich Eli war abartig. Natürlich hatte ich Elian hin und wieder Mut gemacht, aber das war bevor ich selber was von ihm wollte. Joey sah mich verwirrt an.

"Der steigert sich ein wenig zu sehr in die Sache mit Niko, oder?"

Ich zuckte nur mit den Schultern.

"Er ist halt verknallt oder wie man das nennen darf, aber ich trau Niko noch weniger nach diesem Spruch."

Joey stimmte mir zu und dann gingen wir ins Haus. Unsere Eltern waren noch nicht da. Nur unser großer Bruder Jerome saß im Wohnzimmer und sah fern. Er war bereits Zwanzig und arbeitete in einem Eiscafe in der Mall. Allerdings war er Hetero, aber zur Zeit Single. Er lachte sich gerade über irgendwas im Fernseher schlapp und ich nahm Joey's Arm und zog diesen hinter mir her in mein Zimmer.

"He... Was ist denn?", murrte er, nachdem ich die Türe geschlossen hatte.

"Sei ehrlich. Hast du einen Ständer bekommen, als dir Eli in den Schritt gefallen ist?"

Joey lief sofort knallrot an und ersparte mir damit eigentlich schon die Antwort. Ich musste grinsen. Mein Bruder fuchtelte wild mit seinen Händen umher.

"N-Nein! Ich... also... Ja, schon..."

Ich musste lachen.

"Du bist mir einer. Hast du dir etwa einen von der Palme gewedelt?"

"NEIN! Ich hab nur gewartet bis es wieder weg war..."

"Also wenn du davon schon ein Ständer bekommst, hat es Eli echt einfach mit dir.", grinste ich wieder.

"Was? Als ob dich das kalt gelassen hätte, wenn er in deinen Schritt gefallen wäre!"

"Wahrscheinlich nicht, aber ich wäre nicht sofort geil davon geworden."

An und für sich wollte ich ihn nur aufziehen, denn mit Sicherheit wäre mir genau das gleiche passiert. Aber ich musste ja auch meine Vorteile ausspielen. Immerhin wollte ich Elian für mich gewinnen. Bruder hin oder her. Joey runzelte die Stirn.

"Ich geh meine Hausaufgaben machen. Bis dann."

"Viel Spaß, Streber."

Joey funkelte mich noch mal an und ging dann. Theoretisch müsste ich die Aufgaben ja auch machen, aber ich hatte keine Lust. Ich rief Ben an. Einen Kollegen aus der Parallelklasse und fragte ihn ob wir uns im Skaterpark treffen wollten. Er sagte zu. Ich schnappte mir mein Skateboard und flitzte die Treppe runter. Vorsichtig schielte ich ins Wohnzimmer, wo Jerome auf dem Sofa eingepennt war und schnarchte. Er hatte die Aufgabe von unseren Eltern bekommen dafür zu sorgen, dass wir unsere Hausaufgaben machten, bevor wir irgendwo hinwollten. Deswegen war es praktisch, dass er eingeschlafen war. Dad war Anwalt und Mum war seine Sekretärin, deswegen waren die Beiden so gut wie den ganzen Tag nicht zu Hause. Ich zog die Haustüre leise hinter mir zu und erst als ich das Gefühl hatte weit weg genug zu sein, stellte ich mich auf das Board und fuhr Richtung Park. Ben wartete dort schon auf mich und das gute Wetter zog die Leute heute förmlich an. Einige kannte ich hier von der Schule und auch aus meiner Klasse. Wir begrüßten uns gegenseitig und fuhren dann unsere Bahnen. Irgendwann slidete ich einen der Hügel hoch und blieb dann dort oben erst mal sitzen. Ben tat es mir gleich. Wir kamen wieder auf ein besonderes Thema zu sprechen. Elian.

"Sag mal, Matti."

"Hm?"

"Wir wissen ja, dass ihr auf der Regenbogenseite seid, aber jetzt mal ganz ernst unter uns Freunden. Hat einer von euch was mit Eli?"

Auch wenn Ben in der Parallelklasse war kannte man sich hier untereinander, denn da wir sowieso nur zwei Zehnerklassen hatte freundete man sich halt auch mit den Jungs und Mädels da an.

"Wtf, Nein. Wie kommen da immer alle drauf? Nur weil wir alle die gleiche Sexualität haben?" Ich musste lachen. "Wir sind seit der Grundschule befreundet, mehr nicht."

Das Joey und ich Beide auf ihn standen, musste ja niemand wissen. Die Gerüchteküche brodelte ja offensichtlich sowieso auch so schon genug. Ben grinste.

"Man wird ja fragen dürfen."

"Und ich hab es dir beantwortet."

Er boxte mich freundschaftlich gegen den Arm, als Niko auf einmal in den Park kam. Na, der hatte mir gerade noch gefehlt. Am Arsch klebte ihm seine hohle Meute an Freunden. Darunter auch ein paar Mädchen. Ich runzelte die Stirn.

"Ich dreh noch ein paar Runden.", meinte Ben dann und ich nickte einfach nur.

Währenddessen beobachtete ich Niko, der mich offensichtlich beziehungsweise glücklicherweise noch nicht bemerkt hatte und das wurde zu seinem Verhängnis. Er saß einige Meter von mir weg und ich schlich mich hinter die Rampe an der er gerade mit seinen Freunden saß. Offensichtlich war auch Elian bei ihnen Thema. Ich hoffte ja irgendwie, dass er irgendwas Dummes sagen würde und zückte vorsichtshalber mein Handy und wollte eine Sprachaufnahme machen. Und mich traf tatsächlich das Glück und gleichzeitig der Schlag.

"Niko, also willst du ernsthaft was von diesem Deppen? Der ist manchmal so hohl, dass es weh tut."

Ich runzelte wieder die Stirn. Die meinten Elian, oder? Elian war klug, hilfsbereit und immer höflich. Wie konnten sie ihn als hohl bezeichnen?! Ja, er war naiv, aber deswegen war er noch lange kein Idiot! Ich ballte meine Hand zu einer Faust.

"Ach wo. Ich finde ihn sehr niedlich, aber ich interessiere mich nur für seinen Körper. Der kann sich immerhin sehen lassen. Vorteil, wenn man Sport zusammen hat.", grinste dieser Spasti.

"Also willst du nur Sex haben?"

"Ja, ich will Elian nur ficken. Sonst interessiert der mich Null."

"Wieso bist du dann so überfreundlich zu dem?", fragte so eine Blonde.

"Ich muss ihn ja auch rumkriegen. Sonst beißt der ja nicht an.", lachte er dreckig.

Okay ich hatte genug und genug Beweise dies Elian vorzuspielen. Wenn er dann nicht wach werden würde, war er wirklich naiv. Vorsichtig schlich ich mich dort wieder weg und suchte nach Ben. Der flirtete gerade mit einer mir unbekannten Dame.

"Hey.", machte ich mich bemerkbar.

"Oh hey, Matti. Was geht, alles okay?"

"Muss ja und das ist?"

"Oh, Annabelle. Hey, ich geb dir meine Nummer ja?"

"Ja, gern.", freute sie sich.

Ich ließ die Beiden die Nummern austauschen und als Annabelle weg war, tauchte Niko hinter uns auf. Aber alleine. Er tippte mich an und ich zuckte sogar kurz zusammen.

"Na, Matt!", grinste er mich so dümmlich an.

Aber ich durfte mir nicht anmerken lassen, dass ich herausgefunden hatte was er für ein dreckiges Spiel mit Elian spielen wollte.

"Hi.", antwortete ich monoton.

"Heute mal ohne deinen Anhang?"

"Wie du siehst."

"Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?"

"Du stehst mir in der Sonne, Niko."

Niko hob abwehrend die Hände.

"Entschuldige bitte, da will man mal nett sein."

Ich musste mich so bändigen, nicht vor Wut zu platzen. Niko ging wieder zu seinen Leuten und ich drehte mich zu Ben.

"Was war denn das jetzt?"

"Ich hab keine Ahnung, aber hör dir das mal an."

Leise zeigte ich Ben die Aufnahme und er fiel ebenso wie ich aus allen Wolken.

"Was eine fiese Nummer... Dabei wissen fast alle wie sehr Eli von ihm schwärmt... Schöne Scheiße! Du musst ihm das unbedingt zeigen!"

"Ja ja, mach ich ja auch. Ich fahr gleich direkt hin."

"Sehr gut. Du ich muss auch los. Kennst ja Mum, wenn ich zu spät zum Abendessen komme.", grinste dieser.

Ich lachte nur und wir verabschiedeten uns dann. Einmal sah ich mich noch um und Niko war inzwischen mit seinen Freunden am skaten. Verächtlich warf ich ihm noch einen Blick zu und ging dann meiner Wege. Ich musste sofort diese Sache mit Eli klären, bevor er noch weiter wegen diesem Kerl auf die Schnauze fallen würde. Also fuhr ich auf direktem Wege zu seinem Haus und klingelte. Er machte auf.

"Matt? Was machst du denn hier?"

"Wir müssen reden, sofort.", erklärte ich ihm ernst.

Elian sah mich nur verwirrt an, ließ mich aber dann rein. Wir gingen in sein Zimmer und ohne weiteres spielte ich ihm die Aufnahme vor. Je mehr er davon hörte, desto mehr konnte ich den Schmerz in seinem Gesicht sehen. Und dies tat mir im Herzen weh. Als die Aufnahme Ende war ließ sich Eli auf sein Bett nieder.

"Er... Er hat mich nur verarscht..."

"Leider... Eli, es tut mir leid."

"Ich bin ja so dumm, wieso falle ich eigentlich immer auf solche Menschen herein?!", fluchte mein bester Freund verzweifelt. "Wie bist du darauf gekommen ihn aufzunehmen?"

"Ich fand diese Aussage beim Sport von ihm sehr herablassend. Das würde doch niemand sagen, von dem man wirklich was möchte. Und er war vorhin im Skaterpark. Ich hab mich hingeschlichen und gehört wie er mit seinen Freunden über dich redet. Ich wollte einfach was aufnehmen. Es hätte ja auch nichts schlimmes sein können, nur so hättest du mir im Leben nicht geglaubt!"

"Kann sein, ich war halt blind. Aber du bist mein bester Freund und deswegen danke, dass du mich davor bewahrt hast was dummes zu machen.", lächelte er mich süß an.

Mein Herz pochte wie verrückt. Ich wollte für ihn da sein. Egal was passieren würde, ich beugte mich zu Elian hinunter und meine Lippen kamen seine sehr nahe...

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