Bibliothek
Deutsch
Kapitel
Einstellungen

Kapitel 4: Eifersucht, Streitereien und ein Date

MARCUS

"Liebling?"

"Hm?"

Silas lag neben mir im Bett, er war nackt und heiß, aber ich war mit meinen Gedanken gerade woanders. Avery war gestern noch im Krankenhaus eingeliefert worden. Er war im Unterricht umgekippt, weil ihm schwindelig wurde. Sein Fieber war schon bei Neununddreißig, als er rein kam. Aber es war nichts schlimmes. Nur eine Grippe, die er jetzt auskurieren musste.

"Du bist ganz woanders, oder?"

"Ja, entschuldige bitte. Ich musste nur an Avery denken. Ich hätte ihm direkt sagen sollen, dass er sich ausruht, damit er dann nicht mit hohem Fieber bei mir eingeliefert hätte müssen." Silas runzelte die Stirn und schob sich aus meinen Armen weg. "Was ist denn?"

"Du weißt schon, dass der Junge erst Achtzehn ist, oder?"

Ich runzelte die Stirn und setzte mich auf.

"Wie bitte?"

"Wieso sorgst du dich so sehr um ihn? Und glaube ja nicht, dass ich deine Blicke nicht gesehen habe!"

Erstaunt ziehe ich die Augenbrauen nach oben.

"Blicke? Was? Silas..."

"Nichts, Silas!"

"Beruhig dich doch mal bitte! Ich weiß, dass Avery erst Achtzehn ist und ich sorge mich um ihn, weil er der beste Freund meines Sohnes ist und die Beiden kennen sich schon seit sie Drei Jahre alt sind. Es wäre merkwürdiger, wenn ich mich nicht sorgen würde und du kennst mich erst ein paar Wochen und unterstellst mir gerade allen Ernstes, dass ich auf den Kumpel von Evan abfahre? Wirklich? Welches Recht nimmst du dir daraus?"

"Dass ich eine Beziehung mit dir führen möchte und du nur Augen für mich haben solltest und nicht für einen Kerl, der aussieht wie ein Schluck Wasser!", giftete er mich an.

Ich schnappte entsetzt nach Luft.

"Raus hier..."

"Wie bitte?"

"Raus hier, hab ich gesagt! Verschwinde, sofort!"

"Aber es ist zwei Uhr Nachts!"

"Mir ist das egal! Hau ab, sofort! Wie kannst du nur so etwas sagen?! Und du willst erwachsen sein?" Ich stand auf und zog meine Boxershorts wieder an. Gnädig wie ich war, hielt ich ihm noch die Türe auf. Er zog sich dann mürrisch an und schaute mich beim vorbei gehen an. "Meld dich gerne, wenn du nicht mehr eifersüchtig bist. An sich hab ich dich wirklich gerne, aber dass du mir solche Dinge unterstellt ist unter aller Sau!"

"Ich hab dich doch auch gerne...", murmelte er und ging dann aber.

Wütend knallte ich die Türe hinter ihm zu, nur damit sekundenspäter mein Sohn in der Türe stand. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen.

"Dad? Was ist'n hier los?"

"Sorry, Süßer. Wollte dich nicht wecken, aber ich musste mich unbedingt um die Zeit mit Silas streiten.", gab ich sarkastisch von mir.

"Warum denn streiten?"

Evan kam zu mir auf's Bett.

"Ach, so ein Unsinn. Ich war ein wenig in Gedanken, weil ich mich um Ave sorge und er ist der Meinung ich würde mich zu sehr sorgen und ihm dauernd irgendwelche Blicke zuwerfen."

Evan zog verdutzt eine Augenbraue hoch.

"Warte, er ist eifersüchtig? Und denkt, du willst was von Ave? Das ist lächerlich. Du bist Neunzehn Jahre älter als er und er ist mein bester Freund!"

"Pssht, ganz ruhig. Natürlich ist das Quatsch. Zudem bin ich Arzt und wir kennen ihn seit ihr im Kindergarten wart. Als ob ich mir da keine Sorgen machen dürfte.", schüttelte ich belustigt den Kopf.

"Eben... also war es das mit euch?"

"Nicht unbedingt, ich hab ihm gesagt, dass ich ihn gerne habe und er sich gerne melden darf, wenn er nicht mehr eifersüchtig auf einen Achtzehnjährigen ist."

Mein Sohn grinste mich an.

"Geht es Ave denn soweit gut?"

"Ja, nachdem du weg warst hat er direkt geschlafen und morgen also nachher darf er wieder heim. Und du gehst jetzt auch schlafen. Du hast heute Schule. Husch!"

Ich gab meinem Sohn einen Klaps auf den Hintern. Er lachte nur und wünschte mir dann eine Gute Nacht. Schmunzelnd legte ich mich auch wieder hin. Als ob ich auf einen Jüngeren stehen würde, sowas Bescheuertes...

AVERY

Als ich wach werde, war ich nicht alleine. Evan saß dort und las eine Zeitschrift. Als er meine Wachheit bemerkt, legte er diese beiseite.

„Oh, Hey. Alles klar?“

„Ja, alles gut. So ein Rotz. Da kipp ich einfach um, wie peinlich.“

„Du warst halt doch noch nicht ganz fit.“, grinste Evan.

„Du siehst aber auch geschlaucht aus.“, musste ich lachen.

„Ach, Dad und Silas haben sich mitten in der Nacht gestritten. Da war dann nicht mehr so viel an Schlaf zu bekommen.“

„Die haben sich gestritten? Wegen was?“

„Wegen dir.“

„W-Wegen m-mir? Wieso das? Was hab ich getan?“

„‚Na eben nichts. Silas ist eifersüchtig auf dich, weil mein Dad sich um dich sorgt und er meinte er würde dir immer irgendwelche Blicke zu werfen.“

„Eh... also...“

Ich lief rot an.

„Kurz gesagt. Silas denkt, mein Dad steht auf dich.“

„Bitte?“, fiepste ich ein paar Oktaven zu hoch.

Gut, dass ich nicht an den Geräten angeschlossen war, die hätten jetzt volles Rohr ausgeschlagen. Evan lachte.

„Er hat ihm verklickert, dass das Blödsinn ist und er sich auf Grund unserer langen Freundschaft natürlich Sorgen macht. Aber er hat ihn dann erst einmal raus geworfen.“ In mir zog sich alles zusammen. Natürlich würde er nie was mit mir anfangen. Und ich sollte mir das auch aus dem Kopf schlagen, aber ich sah den Mann ja auch andauernd. Und deswegen die Freundschaft mit Evan abzubrechen, würde ich definitiv nicht tun. Vielleicht sollte ich das Angebot von Malika doch annehmen. „Ave?“

„Was?“, schreckte ich auf.

„Du warst so weg getreten.“

„Ich hab nur überlegt, dass Angebot deiner Freundin anzunehmen. Vielleicht beruhigt den komischen Typen das, wenn er merkt, dass ich jemanden habe.“

„Ich kann sie ja fragen.“

Auf einmal ging die Türe auf und Marcus kam rein. Evan schüttelte noch den Kopf, um mir zu signalisieren, dass ich nichts von dem Streit erwähnte.

„So, Ave. Du kannst dann nach Hause. Deine Werte sind gut und das Fieber ist wieder runter. Allerdings würde ich dir raten noch ein paar Tage auszuruhen. Nicht dass du wieder vom Stuhl fällst.“, schmunzelt er.

Ich nickte schamrot. Er wuschelte mir noch durch die Haare und ging dann wieder. Kurz darauf kam mein Dad und holte mich ab. Wir nahmen Evan mit und setzten ihn bei sich ab.

Am Abend bekam ich eine WhatsApp von ihm, mit der Nummer von dem Freund von Malika‘s Bruder. Offenbar hatte sie ihn schon eingeweiht und nur noch darauf gewartet, dass ich was dazu sagte. Der Typ hieß Dominic. Ich tippte seine Nummer in meine Kontakte und das erste was ich mir ansah, war sein Profilbild. Er sah richtig gut aus und ich fühlte mich direkt wieder scheisse. Der würde mich im Leben nicht wollen. Er hatte richtig schöne braune Haare, dazu braune Augen und sein Körper war hammer. Das Bild zeigte ihn am Strand, deswegen konnte ich das so gut beurteilen. Ich seufzte. Ich war einfach nur so ein Strich in der Landschaft. Ich hatte auch kein Bild von mir drin, sondern einfach nur irgendein belangloses Bild aus dem Internet. Aber Evan meinte ja, ich sollte mich mehr trauen und mehr als mich abweisen konnte der Kerl auch nicht. Also schrieb ich ihn todesmutig an.

Ich, 15:31: Hey, ich hab die Nummer von Malika bekommen... Avery.

Leider bekam ich stundenlang keine Antwort. Sie kam zwar durch, aber falls er keine Leseberechtigung drin hatte, wusste ich ja auch nicht, ob er das gesehen hatte. Doch am Abend kam dann doch was.

Dominic, 21:30: Hey Avery! Ja Malika hat mir erzählt, dass sie einen süßen Kerl für mich hätte. ;) Sorry für die späte Antwort, ich war arbeiten im Restaurant. Freut mich aber, dass du mir schreibst.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals.

Ich, 21:32: Oh ja, kein Ding. Weißt du denn irgendwas von mir?

Dominic, 21:32: Dass du Avery Hayden heißt, Achtzehn bist und der beste Freund von Malika‘s neuen Lover bist. :P Ich bin übrigens Zwanzig. So, über Schreiben ist das doch alles doof. Vielleicht magst du dich mal mit mir treffen?

Ich, 21:33: Klar. Wäre bestimmt besser.

Dominic, 21:33: Doofe Frage, aber ich muss ja wissen wer dahinter steckt. Wie siehst du denn aus? Muss ja wissen, nach wem ich Ausschau halten muss. :D

Ich schluckte. Ein Foto... Ehm... Ich scrollte durch mein Handy, fand aber für mich nichts passendes. Doch, das war ganz gut. Da pingte mein Handy wieder.

Dominic, 21:35: Du darfst mir auch gerne ein Nacktfoto schicken.

W-Was? Ich lief rot an.

Dominic, 21:35: Nur ein Scherz! xD

Hochrot schickte ich das Bild ab und wartete auf meine kommende Abfuhr. Ich hatte wirklich keine Ahnung, warum ich so schlecht bei Jungs und Männern ankam. So richtig schlimm, fand ich mich eigentlich nicht. Einer hatte mich mal auf Vierzehn geschätzt, weil ich halt auch so dünn war. Das Foto kam an, er sah es auch und war dann offline. Ich war ein wenig wehleidig, weil er ja wenigstens hätte schreiben können, wenn ich nicht sein Typ war. Seufzend legte ich das Handy weg und legte mich ins Bett. So würde ich ja nie einen Freund kriegen! Etwas enttäuscht, dass ich wieder einen Korb bekommen hatte, schlief ich dann ein.

Ich hatte mir keinen Wecker gestellt, weil Mum wollte, dass ich noch zu Hause blieb. Und das war auch ganz gut. Ich war immer noch zerknirscht, weil der heiße Kerl mich so wortlos abserviert hatte. Ich nahm mein Handy in die Hand und sah, dass ich kurz bevor ich eingeschlafen war, doch noch eine Nachricht oder eher Zwei bekommen hatte. Jetzt war ich doch aufgeregt. Ich gab meinen Pin ein und öffnete die Nachrichten.

Dominic, 21:43: Aaah! Sorry, mein Akku war leer und das Handy hat etwas gebraucht, bis es wieder an war.

Dominic, 21:50: Uff, ich hoffe du schläfst einfach grad schon und bist nicht sauer oder denkst ich hätte dich direkt gekorbt. Du siehst super aus und ich bin gespannt darauf, dich im RL zu sehen, vorausgesetzt du antwortest mir.

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Auch wenn mein Herz schon vergeben war, konnte ich mich ja mit ihm treffen. Notfalls würde ich das schon regeln, wenn es nicht klappte. Ich antwortete ihm, dass alles gut sei und dankte für das Kompliment. Daraufhin schrieb er dann, dass wir uns Samstag in der Stadt vor dem Einkaufszentrum treffen würden und ob ich Lust hätte in den Freizeitpark im Nachbarort zu fahren, woraufhin ich bejahte. Er schrieb dann noch, dass er nun zur Arbeit müsste und sich freuen würde.

Am Abend kam Evan bei mir vorbei.

„Na Stinker. Alles klar?“

„Was für Stinker, ey!“, fuchste ich und Evan lachte.

Wir gingen in mein Zimmer und ich erzählte ihm dann von dem Gespräch über WhatsApp, was ich mit Dominic hatte.

„Echt? Er wollte Nudes? Hast du geschickt?“

„W-Was? Nein! Er sagte, dass sei ein Scherz.“

„Also ich hab Domi ja nun auch schon kennen gelernt, hab ihn ja schon getroffen, bevor das mit Mali und mir so richtig anfing. Der ist schon so n kleiner Macho. Aber liebenswert, echt.“ Ich schluckte. Solange er nicht beim ersten Date schon mit mir ins Bett wollte, sollte er sein wie er war. „Naja, aber ich freu mich.“, fuhr er fort. „Du hast auch dein Glück verdient.“

Ich schmunzelte. Evan erzählte mir dann noch irgendwelche Sachen aus der Schule, bis er dann am Abend wieder heim ging. Mum rief mich zum Essen. Dad und Rick waren auch da.

„Na, geht es dir besser mein Großer?“, fragte Dad mich.

„Ja, alles gut. Das ausruhen heute hat gut getan.“

Ich schöpfte mir Essen auf.

„Dann warst du ja wirklich nur schlapp und ich hab gedacht du verheimlichst mir irgendwas.“

Oh Gott sei Dank. Damit kam ich endlich aus der Nummer raus.

„Sagte ich doch, aber wenn du unbedingt was wissen willst, ich hab Samstag ein Date.“

Meine Familie riss die Augen auf und spitzte die Ohren und ich erzählte dann ausführlich wie es dazu kam.

„Evan ist so ein Schatz. Schade, dass er nicht auf Männer steht.“, sagte Mum im wehleidigen Ton.

„Mum... ich würde nie was mit ihm anfangen...“

Aber mit seinem Dad schon, man bin ich bekloppt!, fügte Ich gedanklich hinzu.

„Weiß ich doch, eure Freundschaft ist da mehr wert.“

Das stimmte und genau deswegen, musste ich sehen, dass ich irgendwie von Marcus wegkam. Auch wenn mir sicher war, dass das nicht leicht werden würde.

Laden Sie die App herunter, um die Belohnung zu erhalten
Scannen Sie den QR-Code, um die Hinovel-App herunterzuladen.