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Kapitel 17 Henry war wieder da

Es war immer noch das gleiche Gesicht, an das sie sich erinnerte. Nur war dieses Gesicht im Vergleich zu dem unreifen und unschuldigen aus der Schulzeit jetzt kantiger. Dabei zeigten seine Brauen auch mehr Beharrlichkeit.

Aber in diesem Gesicht war keine Sanftheit mehr, die sie vermisste, und alles, was übrig blieb, war nur noch Gleichgültigkeit.

Er hörte sich gerade die Berichte seiner Untergebenen an, nickte ab und zu und gab ein paar einfache Anweisungen.

Dabei wandte sich sein Blick nicht ein einziges Mal zu ihr, die an der Seite stand. Danach ging er geradewegs in das Büro des Chefredakteurs, umgeben von Menschen.

Sofias Gesicht wurde ein wenig blasser.

Es war Henry. Warum war er denn zurückgekommen…

Damals war er so entschlossen weggegangen, ohne sich zu verabschieden. Warum kam er jetzt zurück?

Es war schon gut zwei Jahre her und sie hatte es mehr oder weniger hinter sich gelassen. Sie hatte aber nicht erwartet, dass seine Erscheinung wie ein schwerer Seegang sein würde, der sie auf einmal zerbrechen könnte.

Die beiden hatten sich gerade in aller Eile getroffen. Sie war sich nicht sicher, ob er den anderen genauso schnell wiedererkannte wie sie..

Bei diesem Gedanken bewegte Sofia ihren Mundwinkel selbstironisch.

Selbst wenn er sie erkannt hätte, was wäre dann passiert?

Die Beziehung zwischen ihm und ihr war eh schon zum Scheitern verurteilt…

An dem ganzen Tag war Sofia stets besorgt, weil sie befürchtete, dass Henry sie erkennen würde.

Aber wie es sich herausstellte, schien sie zu viel gedacht zu haben.

Nachdem Henry die Zeitschrift übernommen hatte, gab er sofort einige Sitzungen, wobei einige personelle Veränderungen und Änderungen in der Positionierung der Zeitschrift vorgenommen wurden.

Während der Sitzungen hatte er immer aufmerksam den Berichten der Hauptredakteure zugehört und gelegentlich einfache Anweisungen gegeben. Er schien Sofia, die am Ende des Tisches saß, nicht zu bemerken.

Es schien, dass er sie schon vergessen hatte.

Sie dachte darüber nach und stellte fest, wenn sie es wert gewesen wäre, dass man sich an sie erinnerte, wäre er nicht vor zwei Jahren einfach weggegangen, ohne sich zu verabschieden, und er hätte sich nicht die letzten zwei Jahre kein einziges Mal gemeldet.

Bis zum Ende des Tages wollte Sofia keine Sekunde mehr im Büro bleiben, also schnappte sie sich ihre Tasche, um zu gehen.

Doch dann rief plötzlich ihre Hauptredakteurin nach ihr.

„Warte mal, Sofia ... Bring doch diesen Bericht für mich zum Herrn Hettich und berichte ihm kurz.“

Sofias ganzer Körper erstarrte plötzlich und sie drehte sich mühsam um. „Mona, ich habe heute einen Familiennotfall, kann ich…“

Mona, die Hauptredakteurin, war heute schon schlecht gelaunt, weil sie in der Sitzung nicht so gut vorgetragen hatte wie die Hauptredakteurin der Nachbarabteilung. Als sie nun Sofias Absage hörte, machte sie sofort ein langes Gesicht: „Sofia, überschätzest du dich denn, weil du gerade ein beliebtes Interview durchgeführt hast?“

Mona redete immer so direkt. Sofias Gesicht wurde blass und sie konnte nun nicht weiter ablehnen, also sagte sie: „Ich mache nur einen Scherz, Mona. Das mache ich gleich.“

Sofia ging mit den Dokumenten zu Henrys Bürotür und musste mehrmals tief einatmen, bevor sie schließlich die Hand hob.

Klopf, klopf, klopf.

Nur das Klopfen an der Tür schien ihr alle Kraft geraubt zu haben.

„Komm herein.“

Die vertraute Stimme von Henry drang durch die Tür. Sofia drückte die Tür auf und ging hinein.

Henrys Büro war nicht so luxuriös wie das von Marcel, aber doch ziemlich schön eingerichtet. Er saß hinter dem Schreibtisch und blätterte genau in der Ausgabe der Zeitschrift, für die Marcel interviewt worden war.

„Herr Hettich.“ Sofia sprach und versuchte, ruhig zu klingen: „Hauptredakteurin Schiller lässt mich Ihnen einen kurzen Bericht über das Interview mit dem Vorsitzenden der CY-Gruppe geben.“

Henry sah nicht einmal auf und sagte nur „hm“, also musste Sofia den Bericht beginnen.

Als sie fertig war, zeigte Henry immer noch keine Reaktion, aber Sofia konnte es schon nicht mehr leiden.

„Hm…“ Sie versuchte, das leichte Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken, „Wenn Sie sonst keine Anweisung mehr haben, lasse ich Sie in Ruhe.“

Mit diesen Worten drehte sie sich schnell um und versuchte, hinauszugehen.

Doch gerade als ihre Hand den Knauf an der Tür erreichte, fasste eine starke Hand plötzlich ihre Hand an.

Der Blick aus den schmalen Augen des Mannes fiel auf den Ring an ihrem Ringfinger: „Bist du verheiratet?“

Sofia hatte nicht den Mut, ihm in die Augen zu sehen. Sie schaute einfach weg und nickte.

Henry starrte fest auf ihren Ring und in seinen Augen waren deutlich starke und komplizierte Emotionen zu sehen.

Plötzlich zogen sich seine Mundwinkel spöttisch nach oben: „Sofia, nach all dieser Zeit kann der Mann, den du dir ausgesucht hast, nur einen so durchschnittlichen, billigen Diamantring leisten?“

In seinen Augen lag ein deutlicher Ausdruck von Abscheu, als ihm etwas einfiel: „Aber ja, eine solche Frau wie du, die deinen Körper einfach für Geld verkauft, ich fürchte, da kann man dich auch für nur ein bisschen Geld bekommen.“

Sofia war wie vom Blitz getroffen, als sie dies hörte. Ihr Gesicht wurde ziemlich blass und sie versuchte mühsam, mit zitternden Lippen zu sprechen: „Du… du weißt schon, was vor zwei Jahren passiert ist?“

„Hä.“ Als er sah, dass Sofias erste Reaktion kein Leugnen war, spürte Henry irgendwie einen schweren Schmerz in seinem Herzen.

Er drückte Sofias Handgelenk noch fester, wobei seine Stimme auch kälter wurde: „Ja, ich weiß es, und zwar schon seit zwei Jahren. Sofia, ich sollte dir wirklich danken. Genau weil ich damals schon wusste, dass die Frau, die ich drei Jahre lang geliebt und verwöhnt hatte, so eine dreckige Schlampe ist, habe ich mich endlich entschlossen, in den USA zu studieren.“

Das letzte bisschen Farbe verschwand aus Sofias Gesicht.

Es waren gut zwei Jahre her… Sie hatte sich mehrmals gefragt, warum er vor zwei Jahren plötzlich ins Ausland zum Studium gegangen war, und zwar genau als sie am verletzlichsten gewesen war und Henry am meisten gebraucht hatte.

Und jetzt wusste sie endlich den Grund.

Überraschenderweise lag es auch an diesem Vorfall.

Aber sie fand es auch seltsam. Vor zwei Jahren war Henry nämlich offensichtlich schon ins Ausland gegangen, bevor der Vorfall zu einer bekannten Nachricht geworden war. Könnte es sein, fragte sie sich, dass er davor schon davon gewusst hatte?

Aber wie könnte das so sein…

Aber jetzt war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt, dies anzusprechen. Sofias Gesicht war blass, weil ihre Hand so fest gekniffen wurde, aber sie wehrte sich trotzdem: „Henry, was vor zwei Jahren passiert ist, war nur ein Missverständnis. Ich...“

Sofias Worte brachten Henry völlig aus der Fassung. Sein Tonfall wurde schrill und er fasste plötzlich ihren Kiefer an!

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