Kapitel 1
- Wo willst du denn hin? - Der große Kleiderschrank knurrt mich bedrohlich an und verschränkt seine riesigen Arme vor der Brust. Er mustert mich mit zynischem Blick und verschließt mit seiner enormen Größe den Haupteingang zu einem der teuersten Etablissements der Stadt.
- Ich bin... bei Oleg", stottere ich und füge hinzu: "Volkov.
Fast wäre ich damit herausgeplatzt, meinen Chef beim Vornamen zu nennen. Keiner darf von unserer Beziehung zu ihm wissen. Wir kommen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Er ist mein Chef. Ich bin ein armer Student, der abends das Gebäude seiner Firma putzt. Er ist sieben Jahre älter als ich. Und ich war unsterblich in ihn verliebt. Er war der Einzige, der sich für mich interessierte. Und er war mein erster Mann.
Aber das wird sich jetzt alles ändern. Ich muss meine Mutter nicht mehr anlügen oder unsere Beziehung vor der Öffentlichkeit verbergen. Deshalb bin ich ja hier. Ich war die ganze Nacht wach, als ich die verrückte Nachricht hörte.
- Du kannst dir diese Wohnung nicht leisten! - spuckt der bärtige Mann höhnisch aus. - Lass mich in Ruhe, Junge. Du bist am falschen Ort. Ich glaube nicht, dass Herr Volkoff Sie kennt. Sie sind ein Fan, nicht wahr?
Unerhört! Wie kann er es wagen?
Ich wünschte, er wüsste, dass ich schwanger bin. Und wessen Baby ich austrage. Ich möchte dem Gorilla ein paar Worte zurückspucken, aber ich gehe gehorsam ein paar Schritte zurück und verstecke mich im Schatten eines hohen Baumes.
Mit so einem Krokodil will man nicht streiten. Also ignoriere ich seine Frage einfach. Bevor ich auch nur quieken kann, ist es schon über mich hergefallen. Von jetzt an muss ich auf mich aufpassen, sehr vorsichtig sein.
Ich warte noch ein bisschen. Ich kann nicht warten, ich will Oleg hier und jetzt alles sagen. Es ist kein Telefongespräch. Ich will den Mann, den ich liebe, überraschen.
Ich stehe seit etwa zwanzig Minuten vor dem Restaurant Monarch. Ich stampfe auf der Stelle, reibe meine Handflächen aneinander, um mich aufzuwärmen, und jede Sekunde überlege ich, wie ich nicht frieren muss, denn das könnte dem Baby in mir schaden.
Aber sie lassen mich nicht in das Restaurant. Es ist kein Ort für Normalsterbliche wie mich. Hier treffen sich mächtige Geschäftsleute, die Crème de la Crème der Gesellschaft. Hinter diesen Mauern eines luxuriösen Gebäudes befindet sich jemand, der mir sehr am Herzen liegt.
Als ich Elena, Olegs Sekretärin, anrief, sagte sie mir, dass der Chef ein wichtiges Treffen im Restaurant Monarch habe. Ich ließ alles stehen und liegen, schnappte mir mein Geschenk, das ich ihm versprochen hatte, und ging zu meinem Geliebten.
Plötzlich zieht sich der Wachmann an seinen Stiefelschlaufen hoch. Er packt die Tür und öffnet sie. Mein Herz bleibt stehen und beginnt dann zu rasen. Auf der Marmorveranda stehen teure, perfekt polierte Lederstiefel.
Oleg!
Er ist es.
Wie ein kleines Mädchen möchte ich vor Freude kreischen. In letzter Zeit bin ich aufgrund meiner interessanten Position zu beeinflussbar geworden. Ich kann aus heiterem Himmel lachen oder weinen.
Ich schaue den schönsten Mann der Welt an und kann nicht atmen. Er sieht so gut aus und ist so gepflegt wie immer. Der Geschäftsmann trägt einen dunkelblauen klassischen Anzug und ein weißes Hemd mit goldenen Manschettenknöpfen, von oben bis unten gebügelt.
Mein Oleg ist groß, schlank. Stark und aufgepumpt. Er hat große braune Augen mit bernsteinfarbenem Schimmer und köstliche, üppige Lippen. Diese Lippen ... ein wahres Kunstwerk. Mein eigenes persönliches Paradies. Denn wenn Oleg mich küsst, ist es, als würde ich ins All fliegen. Für sie würde ich meine Seele an den Teufel verkaufen. Ich meine es ernst!
Er riecht immer gut. Sein Duft ist meine persönliche Droge der Wahl. Er riecht nach einer Million Dinge. Und das ist keine Metapher. Der Mann versteht was von Mode. Nicht nur in Sachen Kleidung, sondern auch in Sachen Kosmetik. Seine Leidenschaft sind teure Parfums. In seiner Penthouse-Wohnung habe ich eine ganze Sammlung von Markenparfüms gesehen. Er benutzt sie je nach Stimmung oder passend zu bestimmten Kleidern. Das ist der Stoff, aus dem die Reichen sind!
Aber dieses Mal sieht der Mann zu gepflegt aus. Zu streng. Stirnrunzelnd. Es muss ein wirklich wichtiges Treffen gewesen sein. Es ist das erste Mal, dass ich ihn so angespannt sehe. Vielleicht war er sogar an dem Tag vor fast drei Monaten, als er mich vor Räubern gerettet hat, weicher. Und Oleg war damals wirklich wütend auf mich, weil ich nachts allein auf einer dunklen Straße unterwegs war und beinahe Opfer von ekelhaften Gaunern geworden wäre.