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K1 - Kein Plan

„Du bist WO?!“, ist meine Schwester sichtlich überrascht, wenn nicht entsetzt.

Ich seufze ins Telefon „Du hast mich schon richtig verstanden.“

„Boah, Konstantin, also ich bin echt eine romantische Seele, aber das übersteigt sogar meinen rosa Horizont!“

„Ich weiß. Meinen übersteigt‘s schon seit Jahren“, murmle ich mehr zu mir selber, aber natürlich hat mich Elisabeth verstanden.

„Sag bloß, du hast diesen Sully-Typen echt immer noch nicht vergessen?!?“, war schon wieder dieses Überraschungs-Entsetzen-Gemisch in ihrer Stimme.

„Nein. Hab ich nicht“, bin ich wieder am Murmeln, weil es laut ausgesprochen noch viel schlimmer klingt.

„Äh… wow…“, scheint Lieschen ausnahmsweise sprachlos und bevor sie wieder Worte finden kann, schieße ich nach, diesmal laut „Und das hier hab ich nicht geplant! Hat sich so… ergeben (war nicht mal gelogen, also nicht ganz). Und jetzt hör bitte auf, mich als hirnlosen Romeo darzustellen. Reicht, dass ich mich mehr oder weniger so fühle! Ich bin hier, um das zu beenden – one way or the other“, wird mir plötzlich so richtig bewusst, dass es tatsächlich zwei Möglichkeiten gibt…

Eine davon habe ich eigentlich schon lange ad acta gelegt… Fängt mein Herz gerade mit Dauerlauf an?! Wahrscheinlich weil es schon Irrsinn ist, dass ich einen Abschluss zu brauchen scheine, aber alles andere ist…ist…suche ich immer noch nach einem abartigen Wort, als Lieschens Stimme – und ihre Pause scheint erstaunlich lang gewesen zu sein – mich ablenkt „Is ja schon gut, Brüderchen. Also dann… äh… ruf mich morgen an. Unbedingt! Und äh… viel Glück?“, hör ich sie sagen und noch ein Küsschen und Tschüss durchs Telefon schicken.

Glück? Ist es das, was ich brauche? Oder doch eher einen Therapeuten? Vielleicht beides. Aber wofür? Tja, das ist wohl DIE Frage des Tages bzw. Abends, also falls überhaupt…

Boah, Rosamunde Pilcher würde das Ganze hier wahrscheinlich gefallen. Mir nicht. Und dennoch hoffe ich auf ein happy end – wie auch immer das ausschauen mag. Verdammt! Ich bräuchte einen Plan. Ich habe doch immer einen Plan!

Wieder blicke ich auf meine Armbanduhr. Noch immer ist es zu früh. Ich sollte ins Restaurant gehen und ein Bier trinken. Vielleicht auch nen Schnaps. Aber mit Alk-Fahne will ich im nicht gegenüber treten. Apropos… ich krame nach dem Kaugummi in meiner Tasche und bin beruhigt, als ich das Päckchen fühle.

Vielleicht doch ein kleiner Beruhigungsdrink? Jetzt, da mein Herz mal angefangen hat, schneller zu schlagen, will es wies scheint nicht mehr damit aufhören. Ich werde zunehmend nervös. Wie absurd!

Andererseits ist das doch auch verständlich. Ich weiß überhaupt nicht was auf mich zukommt. Bei geschäftlichen Terminen kann ich mich detailgenau vorbereiten und sowohl Fragen als auch Reaktionen meiner Gegenüber antizipieren – und darin bin ich richtig gut.

Das hier ist mehr so eine Wundertüte. Und ich mit so wenig Plan wie seit langem nicht mehr unterwegs. Eine kleine fiese unterbewusste Stimme will mir einreden, dass ich nur deshalb keinen Plan gemacht habe, weil ich fürchte, dass er scheitert – und ich mag es nicht, wenn Dinge nicht so laufen wie ich will.

Aber hey, es kann auch ein Plan sein, KEINEN Plan zu haben und die Situation auf sich zukommen zu lassen! Außerdem sollte ich jetzt dringend aufhören, so ein riesen Ding daraus zu machen!

Ich schiebe den Beruhigungsdrink gedanklich vehement vom Tisch. Erstens weil es lächerlich ist, dass ich so einen bräuchte und zweitens wollen sich meine Füße sowieso nicht bewegen, will ich hier nicht weg - obwohl die Holzbank ohne Lehne alles andere als bequem ist. Das war mir damals gar nicht aufgefallen. ‚Wirst eben alt, Brüderchen‘ höre ich meine Schwester aus dem Off und rolle die Augen.

Ich stütze die Hände links und rechts aufs Holz, strecke meine Beine aus und schaue in die hügelige Landschaft – und tue das, wovon mich Elisabeths Anruf abgehalten hat. Ich denke an damals…

„I still remember how we started talking” (@thesquashedstories)

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