Kapitel 2: Ulric's Whatsapp
Im frühen Morgenlicht erwachte Rosalind und fand sich in der Umarmung des schlafenden Mannes wieder. Sein starker Arm legte sich um sie, und sein gleichmäßiger Atem tanzte über ihren Nacken, was ihr einen Schauer über den Rücken jagte.
Ein pochender Schmerz zwischen ihren Beinen erinnerte sie schmerzhaft an die Ereignisse der vergangenen Nacht. Als sich die verschwommenen Erinnerungen auflösten, wurde ihr alles klar.
Was hatte sie getan?
Sie hatte mit dem Vorstandsvorsitzenden geschlafen - das Ausmaß ihrer Tat traf sie wie eine Tonne Steine. Rosalinds Atem blieb in ihrer Kehle stecken, als sie sich vorsichtig aus seinem Griff befreite und sich eilig anzog.
Hektisch packte sie ihre Sachen zusammen und floh aus Zimmer 1501, um sich an der Rezeption ein anderes Zimmer zu sichern.
Als sie die Rechnung auf ihrem Telefon begleichen wollte, stellte sie mit einem Ruck fest, dass sie gar nicht mit Tilda gechattet hatte.
Es war Ulric Walters!
Vor ein paar Jahren, während eines Klassentreffens, hatte ein Klassenkamerad einen Gruppenchat eingerichtet, in dem sich alle wiederfinden konnten. Rosalind erinnerte sich genau, dass Ulric sie als Erste hinzugefügt hatte. Allerdings hatte er nie ein Wort gesagt, und sie hatte ihm nur einen Spitznamen gegeben.
Und jetzt war das passiert!
Sie nahm sich einen Moment Zeit, um in der Sicherheit ihres neuen Zimmers ihre Gedanken zu sammeln, und beschloss, den Gruppenchat der Mittelstufe zu verlassen. Sie nannte sich von Rosalind in Lily um und ersetzte ihr Profilbild durch ein zufälliges Bild eines Mädchens, das sie online gefunden hatte.
Auf diese Weise würde er sie nicht erkennen!
Die Löschung von Ulrics Kontakt wäre zu auffällig. Außerdem war das Zimmer 1501 von der Firma gebucht worden, so dass es keine verfolgbaren Informationen gab.
Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen schlüpfte Rosalind schließlich unter die Bettdecke und schlief ein.
Am nächsten Morgen wurde sie von ihrem Wecker aus dem Schlaf geweckt. Rosalind musste ihren Manager zu HanYang Enterprises begleiten, wo eine wichtige Besprechung über eine zusätzliche Finanzierung anstand.
Der Nettowert ihres Wandelanleiheprojekts war unter die Stop-Loss-Linie gesunken. Die Gegenpartei verlangte zusätzliche Sicherheiten und drohte mit der Liquidierung ihrer Wertpapieranlagen, falls diese nicht gestellt würden.
In Anbetracht der Dringlichkeit der Situation hatte die Investmentabteilung die seltene Gelegenheit, mit dem CEO in einem Privatjet nach Wuwood City zu fliegen, um diese Geschäftsreise zu unternehmen.
Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, schnappte sie sich ihre Unterlagen und eilte in die Hotellobby, um ihr Team zu treffen. Tilda gesellte sich bald zu ihr und schimpfte über die Leugnung der Verantwortung für die zusätzlichen Sicherheiten durch Manager Mr. Chan: "Mr. Chan bestand darauf, dass Prosperity Holdings nicht verantwortlich sei. Aber als ich den Vertrag bei der Treuhandgesellschaft überprüfte, stand sein Name dort ganz klar!"
"Lass uns das nicht hier besprechen. Er wird bald zu uns stoßen", sagte Rosalind und zog Tilda zur Seite. Ihre Worte verstummten jedoch, als sich ihr Blick auf eine hochgewachsene Gestalt richtete, die aus dem Aufzug trat.
Es war Ulric.
Er hatte den Bademantel von gestern Abend gegen einen perfekt geschnittenen schwarzen Anzug getauscht. Seine gerunzelten Augenbrauen und die fest zusammengepressten Lippen zeugten von tiefer Konzentration, während er dem Bericht seiner Sekretärin lauschte und nicht einen Blick in ihre Richtung warf.
Ulrics Unnahbarkeit war in der Geschäftswelt legendär. Seine strenge und imposante Miene strahlte einen Hauch von Adel und Arroganz aus und ließ die Atmosphäre um ihn herum noch kälter werden.
Rosalind hatte Mühe, diese Version von Ulric mit dem Mann in Einklang zu bringen, der ihr am Abend zuvor zärtlich die Tränen abgewischt hatte. Es kam ihr fast wie ein Traum vor.
"Mr. Walters sieht so gut aus! Ich würde glücklich sterben, wenn ich eine Nacht mit ihm verbringen könnte!", schwärmte Tilda, ohne von Rosalinds innerem Aufruhr etwas mitzubekommen. "Es ist unglaublich, wie zwei Menschen mit demselben Nachnamen so unterschiedlich aussehen können. Hey, Rosalind, warum bist du so in Gedanken versunken?"
Aufgeschreckt durch Tildas Stupser riss Rosalind sich zurück in die Realität und wich instinktiv zurück, um Ulrics Nähe zu vermeiden.
Doch dann, zu ihrer Überraschung, hielten Ulric und sein Gefolge am Eingang neben ihnen an!
Er warf einen kurzen Blick nach unten, bevor er seine Sekretärin in gedämpftem Tonfall anwies: "Finde heraus, wer letzte Nacht in Zimmer 1501 übernachtet hat."
Die Erwähnung dieser Zahlen jagte einen Ruck durch Rosalinds Körper, so dass ihre Beine schwer und unbeweglich wurden.
Alles, was sie hören konnte, war Tildas aufgeregte Unterbrechung.
"1501? Mr. Walters, Rosalind hat letzte Nacht in Zimmer 1501 übernachtet!"