Kapitel 5
Lyana ließ Vincents Handgelenk los. Sie sah nicht, dass Vincent etwas widerwillig war, ihre Finger zu trennen. Mit ernster Miene sagte sie:
— Die Giftstoffe in Ihrem Körper wurden vom Mutterleib aufgenommen. Es befindet sich bereits in der Endphase.
In späteren Stadien?
Ein mörderisches Funkeln blitzte in Vincents Augen auf. Er blickte zurück und stand auf, um zu gehen.
— Herr Sanchez.
Lyana wusste nicht, was Vincent tat. Sie stand sofort auf. Sie wandte sich Vincents Rücken zu und sprach.
— Aber deine Krankheit...
Bevor Lyana ihren Satz beenden konnte, fiel Vincent wie eine Marionette mit durchtrennten Fäden und brach auf der Couch zusammen.
Ihre Augenlider senkten sich und ihr Atem beschleunigte sich. Er konnte seinen Körper nicht mehr kontrollieren.
Vincent Sánchez!
Lyana drehte hastig ihren Körper um. Sein Gesicht war blass, und es war, als wäre sein ganzer Körper mit einer Reifschicht bedeckt.
Laura Meyer rannte ins Zimmer. Ursprünglich wollte sie Vincent davon erzählen, dass der kleine Lucas in Ohnmacht gefallen und ins Krankenhaus eingeliefert worden war, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass Vincents Krankheit wieder aufflammen würde.
- Gehen!
Als Laura sah, dass die Frau sich immer noch weigerte, Vincent zu verlassen, eilte sie hinüber und streckte die Hand aus, um Lyana wegzuziehen. Als sie sah, dass Lyana eine silberne Nadel in der Hand hielt, zitterte sie vor Angst und sagte panisch:
- Was machst du? Aufstehen! Bruder Vincent mag es nicht, wenn andere ihn anfassen!
Außer dem kleinen Lucas und seiner Schlange Lan erlaubte Bruder Vincent niemandem, ihn zu berühren. Laura war mit Bruder Vincent aufgewachsen und sie waren seit ihrer Kindheit befreundet, aber selbst sie durfte Bruder Vincent nicht berühren.
Bei diesem Gedanken trat Laura vor und versuchte weiter, Lyana wegzuziehen, indem sie sagte:
— Bruder Vincent hat einen Rückfall. Ich rufe gleich den Arzt an. Ausweichen!
Lyana wollte gerade die Nadel einführen. Als sie Lauras Worte hörte, huschte Langeweile über ihr Gesicht. Wütend sprach sie.
– Hör auf, mich zurückzuhalten! Ich versuche ihn zu retten!
Es war für einen Patienten jedes Mal sehr gefährlich, wenn seine Krankheit ausbrach. Wenn sie dem Patienten helfen könnte, diese Gefahr rechtzeitig zu lösen, würde der Patient sehr schnell von seiner Krankheit genesen.
- Aufstehen! JETZT.
Laura versuchte immer wieder, Lyana nach unten zu ziehen. Allerdings schüttelte Lyana ihren Griff.
Als sie Lan ansah, der sich in der Nähe auf dem Sofa ausruhte, befahl Lyana:
— Lan, pass auf sie auf!
Gerade als Laura wieder vortreten wollte, um Lyana aus dem Weg zu ziehen, schoß die Python mit zuckender Zunge an ihr vorbei. Sie war so schockiert, dass sie zwei Schritte zurücktrat.
Lan gehorchte nur Bruder Vincent. Laura hätte nie gedacht, dass Lan auch den Befehlen dieser Frau gehorchen würde.
Sie versuchte, sich vorwärts zu bewegen, aber Lan öffnete ihre Kiefer, bereit zuzubeißen.
– Ach!
Versteinert kehrte Laura zurück. Sie wollte Lan nur testen. Sie hatte nicht erwartet, dass Lan sie tatsächlich angreifen würde. Sie hat oft Essen für Lan zubereitet!
Lans Zunge streifte. Entspannt stellte er sich vor Laura und hinderte sie daran, sich der Couch zu nähern.
Laura wagte nicht, sich zu bewegen. Sie konnte nur die Frau sehen, die eine silberne Nadel hielt und sie in Bruder Vincents Kopf einführte.
Vincent war noch bei Bewusstsein. Er betrachtete die Nadel auf seinem Kopf. Er wusste nicht, ob es Einbildung war, aber der Schmerz schien tatsächlich nachzulassen.
Laura sah ungläubig zu, wie Vincent sich an die Kleidung der Frau klammerte. Sie sollten wissen, dass Bruder Vincent nie andere Menschen berühren wollte.
Lyana entfernte schnell Vincents Kleidung und enthüllte seine muskulöse Brust. Sie vermutete, dass er schon seit langem regelmäßig Sport trieb, da sich unter seiner Brust ein deutliches Achterpack befand.
Vincents Atmung war sehr unregelmäßig und seine Stirn war von kaltem Schweiß durchnässt. Es war, als wäre er in einer eisigen Höhle, so kalt, dass er bis auf die Knochen durchgefroren war. Seine Lebenskraft schien langsam zu schwinden.
Dennoch schienen die Stellen, an denen Lyanas silberne Nadeln eingestochen worden waren, etwas Wärme zu spenden. Diese leichte Wärme schien ihm Vitalität zu verleihen, erfüllte seinen kalten Körper und gab ihm die Illusion, dass er überleben könnte.
Lyana senkte leicht ihre Hände. Ihr Haar war ihr seitlich ins Gesicht gefallen, und ihre langen, lockigen Wimpern verdeckten halb ihre schönen Augen. Mit ernster Miene führte sie die letzte Nadel ein, blickte zu Vincent auf und sagte mit leiser Stimme:
— Blinzeln Sie einmal, wenn Sie bei Bewusstsein sind.
Vincent blinzelte.
Lyana atmete erleichtert auf. Sie griff nach Vincents Hand und führte geschickt die letzte Nadel ein.
Das würde reichen.
Auch Lyanas Stirn war nun mit kaltem Schweiß bedeckt. Als sie aufstehen wollte, um ein Taschentuch zu holen, stellte sie fest, dass ihre linke Hand eingeklemmt war. Sie blickte nach unten und sah, dass Vincent ihre linke Hand ergriffen hatte.
Lyana konnte Vincents Hand nicht wegschieben, also konnte sie sich nur neben die Couch setzen und warten.
Vincents Augen waren geschlossen. Hitze strömte durch seine Adern und wärmte seinen ganzen Körper …
In Lauras Augen blitzte ein Hauch von Freude auf. Könnte es sein, dass Vincent jetzt bereit ist, andere Menschen zu berühren?
Auf die Uhr schauend, begann Lyana, die silbernen Nadeln aus Vincents Körper zu entfernen. Als sie die letzte Nadel entfernte, sah sie, dass Vincent das Bewusstsein wiedererlangt hatte.
Lyana zog schnell ihre linke Hand zurück und setzte sich auf die andere Seite des Sofas. Sie nahm ein Taschentuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
— Bruder Vincent!
Laura stand sofort auf und rannte zur Couch. Sie streckte die Hand aus, um Vincents Hand zu greifen, aber er wich ihrem Griff aus.
– LAN!
rief Vincent kühl.
In diesem Moment schwebte eine Geistergestalt durch die Luft. Mit zitternder Zunge setzte sich Lan neben Vincent. Er starrte Laura an, entschlossen, sie zum Gehen zu zwingen.