Kapitel 1: Lasst uns trennen
Nachdem Diego Rios mit dem Telefonat fertig war, ging er zu Roxane Alvarez und sagte:
— Roxane, ich habe etwas Dringendes zu erledigen, also muss ich jetzt gehen. Lasst uns die Hochzeit verschieben.
Roxane war von diesen Worten fassungslos. Sie stand vor dem größten Bankettsaal im Galan Hotel. In zehn Minuten würde ihre Hochzeitszeremonie beginnen. Zu diesem Zeitpunkt forderte er sie jedoch auf, ihre Hochzeit zu verschieben.
Als sie endlich wieder zur Besinnung kam, verschwand die Freude in ihrem Gesicht sofort und ihr Gesicht wurde blass. Sie versuchte ruhig zu bleiben und sagte:
— Diego, die Hochzeitszeremonie beginnt gleich. Auch wenn das Problem dringend ist, warum lösen Sie es nicht nach der Heirat?
Diego warf einen Blick auf den Bankettsaal hinter Roxane. Als er seinen dunklen Blick wieder auf sie richtete, war ein Anflug von Angst in seinen Augen zu erkennen, als er sagte:
— Roxane, die Angelegenheit ist wirklich dringend. Es macht keinen Unterschied, wenn wir die Hochzeit auf zwei Tage später verschieben.
Nachdem er zu Ende gesprochen hatte, wartete er nicht auf Roxanes Antwort, bevor er sich offensichtlich besorgt zum Gehen wandte.
„Wird es nichts ändern? Wie kann es keinen Unterschied geben?“
Roxane packte Diego instinktiv am Ärmel, um ihn am Gehen zu hindern. Sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Was würde mit dem Ruf der Familie Alvarez geschehen, wenn er so gehen würde?
Schließlich sah sie ihn mit ihren leuchtenden Augen an und fragte:
—Was ist wichtiger als unsere Ehe? Auch wenn Sie die Hochzeit verschieben möchten, sollten Sie mir zumindest einen Grund nennen.
Diego zögerte, als ein besorgter Ausdruck auf seinem Gesicht erschien. Nach ein paar Sekunden Schweigen sagte er schließlich:
– Leila Byrd ist etwas passiert.
„Leila Byrd“
Als er diesen Namen hörte, stieg ein schrecklicher Schauer in seinem Herzen auf, bevor er seinen Körper und seine Knochen durchdrang. Auch seine Hand, die Diegos Ärmel hielt, verlor ihre Kraft.
Für Roxane war der Name „Leïla Byrd“ kein Unbekannter. Sie hatte davon schon gehört, als sie auf dem Land war.
Diego hatte bereits während seines Studiums eine Freundin. Um mit seiner Freundin ins Ausland gehen zu können, hatte er seine Eltern angefleht, seine Verlobung mit ihr aufzulösen. Er war so verzweifelt, dass er sogar im Krankenhaus landete. Später ging seine Freundin aus unbekannten Gründen ins Ausland, er blieb jedoch in M City und beendete scheinbar ihre leidenschaftliche Beziehung. Diese Freundin war keine andere als Leïla Byrd.
Roxane glaubte, dass dieser Name nur in Diegos Vergangenheit für immer existieren würde. Wer hätte gedacht, dass dies sie an ihrem Hochzeitstag noch einmal verfolgen würde? Sie hatte wirklich nicht erwartet, dass er die Bindungen zwischen der Familie Alvarez und der Familie Rios zerstören und sie seiner Ex-Freundin zuliebe an ihrem Hochzeitstag im Stich lassen würde.
Als Diego sah, dass Roxane schwieg, entfernte er ihre Hand und drehte sich um, um zum Aufzug zu gehen. Seine Schritte waren schnell und er zögerte nicht.
Roxanes Augen wurden sofort rot. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr etwas den Hals verstopfen, und sie fühlte sich äußerst unwohl.
Es stellte sich heraus, dass Diego Leila Byrd nicht vergessen hatte. Wenn das der Fall war, warum stimmte er dann zu, sie zu heiraten? Ging es nur darum, das Versprechen zwischen den beiden Familien einzuhalten? War er deshalb bereit, sie zu heiraten, obwohl er sie offensichtlich überhaupt nicht liebte? Es schien, als wäre das alles nur sein Wunschdenken.
Gerade als Diego vor dem Aufzug ankommen wollte, rief Roxane plötzlich:
—Diego Rios…
Ihre Augen waren überfüllt mit Tränen, aber sie versuchte, sie davon abzuhalten, zu fließen. Ihre sorgfältig bemalten roten Lippen öffneten sich leicht. Dann sagte sie:
— Die Hochzeit beginnt gleich. Warum warten Sie nicht, bis die Hochzeit vorbei ist, bevor...
Diego greift ungeduldig ein:
— Roxane, heute würde es keine Hochzeit geben. Leila ist etwas passiert und sie ist allein im Ausland. Ich muss zu ihr nach Hause.
Diegos dunkle, entschlossene Augen verstärkten seine Worte. Er schien zu sagen: Es ist unmöglich, dass es heute eine Hochzeit geben wird, nachdem Leila etwas zugestoßen ist.
Roxanes Herz zitterte und der Rest ihrer Worte blieb ihr im Hals stecken. Als er sah, wie sehr Diego darauf bedacht war, Leila Byrd zu finden, verschwand der letzte Hoffnungsschimmer in seinen Augen schließlich. Tränen klebten an ihren Wimpern; sie waren noch nicht gefallen. In diesem Ausmaß hatte man ihr Unrecht getan, und dennoch konnte sie weder Mitleid noch Schuldgefühle von ihm empfinden.
Nach ein paar Sekunden Stille, gerade als er den Aufzug betreten wollte, hörte er eine klare Stimme sagen:
— Lasst uns trennen.