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Kapitel 5

Sie hat meine Augen.

Die Türen schlagen zu, der Motor heult auf.

Eine Autokolonne von fünf schwarzen Autos rast synchron davon und wirbelt eine Schneestaub-Säule hinter sich auf.

- Dein Auto ist ein Panzer! - kreischt sie vor Freude.

Ihre Lippenwinkel zucken.

Wie lustig sie ist!

Ein kleines Wunder.

Mit dieser komischen Mütze, die ihr immer wieder auf die Stirn rutscht und Vera zwingt, sie mit der Handfläche zu korrigieren, deren Bommel größer ist als ihr Kopf.

- Sag mal, Vera, weißt du, was mit deiner Mutter passiert ist?

- Mutti hatte einen Unfall. Ich möchte wirklich, dass sie wieder gesund wird!

Mein Herz pochte schmerzhaft in meiner Brust.

War es Mitleid?

Sollte ich Mitleid mit ihr haben?

Nach dem, was sie mir angetan hat.

Aber sie liegt im Sterben.

In Zeiten wie diesen sind die Menschen wohl bereit, alles zu verzeihen.

Das Telefon in meiner Tasche erwacht zum Leben. Die Nummer meines Vaters blinkt auf dem Display.

Oh, Mist.

Ich muss da rangehen.

- Hallo, Vlad. Ich rufe dich mit aufregenden Neuigkeiten an!

Die Stimme meines Vaters klingt fröhlich, hell. Es ist sehr selten, dass er so gut gelaunt ist. Das ist fast unmöglich.

Mein Vater, Nikolai Vlasov, einer der reichsten Männer Russlands, ist kalt wie ein Stück Stahl. Grausam und zynisch.

- Samstag, 19:00 Uhr, Abendessen im Haus des Präsidenten. Sie müssen dabei sein, keine Frage. Das Treffen wird Ihnen zu Ehren abgehalten!

Ich halte den Atem an, ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter.

Oh, welch schlechtes Timing.

Plötzlich ertönt ein Kinderlachen auf dem Boden des Salons.

- Onkel Vlad, schau, schau! Was für ein schönes Herz ich gemacht habe! Ich habe es für dich gemalt. Magst du es?

Das kleine Mädchen quietscht vergnügt und reibt mit dem Finger über das beschlagene Glas. Ich sehe sie zum ersten Mal lächeln, höre ihr reines, schallendes Lachen und sehe, wie ihre wunderbaren Augen funkeln.

Ich glaube, für all das würde ich meine eigene Seele verkaufen.

- Darf ich dich Daddy nennen? Du hast mich adoptiert? Oder... oder bist du mein richtiger Papa?

Ich lege meine Hand auf den Lautsprecher, aber ich glaube, ich habe keine Zeit.

- Wer ist da bei dir? - Ich konnte die Anspannung des Vaters in seiner Stimme hören. - Ist das ein Baby?

***

Vera kicherte weiter und kritzelte weiter auf das Glas.

- Ja, ich bin bei einer Besprechung im Restaurant. Es sind Gäste mit Kindern da ... Jedenfalls habe ich dich gehört, und ich werde auf jeden Fall da sein. Du kannst dich auf mich verlassen.

- Na toll!

- Tut mir leid, ich bin gerade mitten in einer Besprechung mit den Partnern.

- Also dann. Wir sehen uns später.

Ich schalte ab.

Ich drehe meinen Kopf zu Eugene.

- Habt ihr das gehört?

- Ich habe es gehört. Ich habe dir gesagt, dass es Ärger geben wird.

- Er hat es nicht verstanden. Ich bitte dich jetzt, als enger Freund, dafür zu sorgen, dass niemand das mit Vera erfährt. Nicht über sie oder ihre Mutter. Es ist sehr wichtig für mich!

- Pfft ... Na gut", sagte ich mit einem schweren Seufzer. - Ich werde die Wachen informieren. Ich werde alles richtig machen.

- Wladimir Nikolajewitsch, wir fahren vor. Am Hintereingang, wie Sie uns gesagt haben.

- Das ist richtig. Wir sollten dort erwartet werden.

Die Schlange parkt. Der Motor stirbt ab. Ich schnalle mich ab, erst meinen, dann den von Vera.

- Bitte sehr, gib mir deine Pfote! - Ich halte dem Mädchen die Hand hin.

- Die Pfoten der Kätzchen! Du, Onkel, bist ungebildet.

- Und du bist klug?

- Ja, natürlich! Ich kenne alle Buchstaben des Alphabets, ich kann bis 100 zählen, ich kann Silben lesen. Und ich liebe Tiere! Aber meine Mutter hat mir nie eine Katze erlaubt... nicht einmal einen Fisch.

Eine winzige Hand drückt meine große Handfläche, und das ist wie Balsam für meine verwundete Seele.

Streng, also.

Seelenlose Hexe!

Wir wissen nicht, wie sie das Kind gehalten hat, unter welchen Bedingungen. Sie ist in jeden verliebt, für Geld...

Hör auf, Wlassow.

Regen Sie sich nicht auf.

Behalte deine Wut tief in dir, um des Kindes willen.

Ich will gar nicht an diesen Dreck denken.

Nach den Lumpen des Kindes zu urteilen, hat sie sich nicht sehr bemüht, ein anständiges Leben zu führen.

Verflucht noch mal!

Wenn ich früher von meiner Tochter gewusst hätte, hätte ich ihr nicht nur einen Fisch, sondern einen Elefanten geschenkt!

Draußen angekommen, sehe ich mich in dem hellgrauen, fünfstöckigen Gebäude um. Meine Aufregung ist so groß wie noch nie. Denn ich weiß, dass ich in ein paar Minuten HER.... sehen werde.

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