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Die Einladung

Camille DeLorme, Erbin eines der größten Vermögen des Landes, sah sich wieder einmal mit einer Einladung zu einer Wohltätigkeitsgala konfrontiert. Solche gesellschaftlichen Veranstaltungen waren in ihrem Terminkalender alltäglich, doch diese hatte einen besonderen Beigeschmack. Die Gala wurde von der Kinderstiftung veranstaltet und versammelte die Crème de la Crème der Gesellschaft, und Camilles Anwesenheit wurde wie selbstverständlich erwartet.

Camille saß in ihrem geräumigen Büro auf der Spitze des Glasturms, der das Familienimperium beherbergte, und betrachtete geistesabwesend die Einladung aus cremefarbenem Papier mit goldenen Buchstaben. Ein Seufzer entwich ihren Lippen. Wenn sie diese Ereignisse doch nur verhindern könnte, ohne einen Aufschrei in den Medien und unter ihren Kollegen zu verursachen.

Camille mochte solche Versammlungen nicht. Sie ging mit einem schweren Herzen dorthin und verbarg ihre Sensibilität hinter einer Maske aus Kälte und Negativität. Das Leben hatte sie gelehrt, sich zu schützen und ihre Schwächen nicht zu zeigen. In dieser erbarmungslosen Welt wurde jede noch so kleine Schwäche ausgenutzt.

Seine Assistentin Sophie betrat unauffällig das Büro. "Frau DeLorme, es ist fast an der Zeit, dass Sie sich auf die Gala heute Abend vorbereiten. Soll ich Ihnen bei der Auswahl eines Outfits helfen?"

Camille nickte und stand elegant auf. "Danke, Sophie. Bringen Sie mir bitte das blaue Kleid."

Einige Stunden später stand Camille vor dem Spiegel in ihrem Schlafzimmer und trug ein langes, nachtblaues Kleid, das sich perfekt an ihre Kurven schmiegte. Die funkelnden Diamanten an ihren Ohren und um ihren Hals verliehen ihrer makellosen Erscheinung einen Hauch von Glamour. Sie wusste, wie sie wirkte, aber das minderte nicht das Gefühl der Leere, das sie an solchen Abenden oft verspürte.

Ihre Gedanken wurden durch das leise Surren der Limousine unterbrochen, die unten vor ihrem Gebäude auf sie wartete. Camille atmete tief durch und bemühte sich, sich mental vorzubereiten. Die Außenwelt wartete auf die kühle, unerschütterliche Milliardärin, die in der Lage war, die härtesten Verträge auszuhandeln und ihr Unternehmen mit eiserner Hand zu führen.

Camille stieg die Marmorstufen hinunter und ging zu dem Fahrzeug, das sie zur Gala fahren würde. Sie nickte dem Fahrer kurz zu und stieg dann auf den Rücksitz des Wagens. Die Fahrt zum Hotel verlief schweigend, nur das gleichmäßige Geräusch des Motors erfüllte den Raum.

Als sie ihr Ziel erreichte, atmete Camille noch einmal tief durch, bevor sie aus dem Auto ausstieg. Vor dem beleuchteten Eingang des Hotels wartete eine Schar von Journalisten und Fotografen, die ihre Ankunft festhalten wollten. Mit unbewegtem Gesicht trat sie ein und begrüßte einige Bekannte mit einem leichten Nicken.

Als sie sich auf den Weg zum Empfangssaal machte, fühlte sich Camille bereits müde von dem Gedanken, wieder einmal ihre Rolle spielen zu müssen. Doch heute Abend sollte etwas Unerwartetes geschehen. Etwas, das, ohne dass sie es bisher wusste, den Lauf ihres Lebens verändern würde.

Die schwarze Limousine hielt sanft vor dem Hotel Ritz, einem majestätischen Gebäude, das in goldenes Licht getaucht war. Auf den Marmorstufen hatten sich bereits Paparazzi versammelt, deren Blitzlichter bei der Ankunft jedes neuen Prominenten knisterten. Camille DeLorme bemühte sich, ihre Verärgerung zu unterdrücken. Es war immer das gleiche Ritual, die gleiche oberflächliche Parade. Doch heute Abend konnte sie nicht anders, als eine seltsame Nervosität zu verspüren.

Der Chauffeur öffnete die Tür und Camille stieg anmutig aus. Ihr nachtblaues Kleid funkelte im Scheinwerferlicht, und die Diamanten um ihren Hals und in ihren Ohren verliehen ihrem Aussehen einen Hauch von Pracht. Sie ging selbstbewusst und lächelte höflich zu den Journalisten, die Fragen stellten, auf die sie nicht antwortete. Die kühle Fassade, die sie so gut beherrschte, war an ihrem Platz und niemand würde die Zweifel erraten, die in ihr steckten.

Im Inneren des Hotels war der große Ballsaal prunkvoll geschmückt. Kristallleuchter hingen von der Decke und erhellten den Raum mit Tausenden von glitzernden Reflexionen. Elegant gedeckte Tische umgaben die zentrale Tanzfläche, und ein Orchester spielte sanfte, betörende Musik. Die Gäste, die in Galaanzüge gekleidet waren, unterhielten sich in kleinen Gruppen, wobei ihr Lachen und ihre Gespräche ein stetiges Murmeln bildeten.

Camille begrüßte im Vorbeigehen einige Bekannte und tauschte leere Höflichkeitsfloskeln aus. Sie entdeckte ihren Freund und Berater Philippe in der Nähe der Bar und ging auf ihn zu. Philippe war einer der wenigen Menschen, die ihre wahre Natur kannten, und seine Anwesenheit hatte immer eine beruhigende Wirkung auf sie.

"Guten Abend, Camille", sagte er und reichte ihr ein Glas Champagner. " Bezaubernd wie immer."

"Danke, Philippe", erwiderte sie, nahm das Glas und trank einen Schluck. "Ich wünschte, diese Abende wären ein bisschen weniger ... vorhersehbar."

Philippe lächelte und verstand ihr Gefühl vollkommen. "Vielleicht sind sie das, bis sie nicht mehr vorhersehbar sind. Der heutige Abend könnte dich überraschen."

Camille zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Das bezweifle ich. Die gleichen Gesichter, die gleichen Gespräche. Nichts ändert sich wirklich."

Währenddessen betrat am anderen Ende des Saals Alex, ein junger Mann von schlanker Statur und unbestreitbarer Schönheit, den Raum. Es war seine erste Wohltätigkeitsgala, und er fühlte sich unter diesen Titanen der Industrie und der Finanzwelt leicht unwohl. Er war von einem gemeinsamen Freund, Pierre, eingeladen worden, der in der gleichen Branche wie er arbeitete.

Pierre führte ihn durch die Menge und stellte ihm hier und da ein paar Leute vor. Alex lächelte und schüttelte Hände, aber mit seinen Gedanken war er ganz woanders. Er beobachtete neugierig diese Welt des Luxus und der Macht und fragte sich, wie er seinen Platz darin finden könnte. Dann fiel sein Blick auf Camille.

Sie stand neben der Bar und unterhielt sich mit einem älteren Mann. Etwas an ihrem Aussehen fesselte ihn sofort. Ihre Schönheit war unbestreitbar, aber sie umgab auch eine Aura des Geheimnisvollen. Eine Kraft, die sich hinter ihrer makellosen Fassade verbarg. Alex spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte.

"Wer ist sie?", fragte er Pierre, der seinem Blick folgte.

"Oh, das ist Camille DeLorme", antwortete Pierre. "Sie leitet eines der größten Konglomerate des Landes. Eine furchteinflößende, aber faszinierende Frau."

Alex nickte, sein Interesse war geweckt. Er hatte natürlich schon von ihr gehört. Wer kannte Camille DeLorme nicht? Aber sie persönlich zu sehen, war etwas anderes. Er nahm sich vor, bis zum Ende des Abends einen Weg zu finden, mit ihr zu sprechen.

Als Camille sich weiter mit Philippe unterhielt, spürte sie einen eindringlichen Blick auf sich. Als sie den Kopf leicht drehte, begegnete sie Alex' Augen. Er lächelte sie sanft an und wider Erwarten spürte sie, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte. Dieser Fremde in der Menge hatte etwas an sich, das anders war. Etwas, das, ohne dass sie es bisher wusste, ihre sorgfältig geordnete Welt aus den Angeln heben würde.

Der Abend hatte gerade erst begonnen, und schon begannen die ersten Fäden des Schicksals ein Netz um Camille und Alex zu spinnen.

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