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Mason

Ich konnte dem Unterricht bei Herrn Cane, bei dem ich Englisch habe, nicht wirklich folgen. Ich wurde zum Glück nicht dran genommen und auch nicht verwarnt, vielleicht hatte er mich noch nicht gesehen oder wahrgenommen. Gut, ich hatte auch nicht geredet und war still und geistig in einem anderen Universum. Das Masiversum. Vielleicht war ich ja tatsächlich nicht mehr im Klassenraum. Wer es glaubt? Innerlich lachte ich mich über meine dumme Aussage kaputt.

Mein Blick wurde, wie ein Magnet, automatisch auf Mason gezogen. Wie gesagt, ich war im Masiversum, im Universum in dem es ausschließlich Mason gab. Er hatte meine ungeteilte Aufmerksamkeit und musste dafür jetzt gerade nichts machen. Was sollte das vorhin? Warum hatte er das getan? Irgendwie glaubte ich, das so herauszufinden, aber ich kam nicht wirklich weit.

Da er genau vor mir saß, konnte ich wenigstens noch so tun, als würde ich einfach nur geradeaus schauen, falls es irgendjemand mitbekam. Ich hätte jetzt so gerne den Markierungslink gehabt, wodurch es mir möglich gewesen wäre, seine Gedanken und Gefühle zu hören und wahrzunehmen. Nur hatte ich so etwas zufälligerweise nicht. Wobei er dann auch meine Gedanken lesen und Gefühle wahrnehmen konnte und das wollte ich erstmal vermeiden. Sonst würde das alles ja auch keinen Sinn machen und ein bisschen wollte ich mich auch selbst anstrengen. Ich wollte das Unmögliche möglich machen. Ich wollte mir und meiner Mutter beweisen, dass die Geschichten nicht nur Geschichten sind, sondern auf wahren Begebenheiten beruhten. Ich wollte die Liebe meines Lebens finden und nicht dass sie mich fand. Ich wollte kämpfen ohne Abkürzungen. Ich wollte die wahre Liebe. Falls ich den Kampf gewinnen sollte, hätte ich auch dem Rudel, in das ich gehen würde, gezeigt das ich wahre Stärke besaß und nicht aufgab. So wäre es für sie am Ende auch leichter mich aufzunehmen und zu akzeptieren, obwohl ich ein Mensch und kein Gestaltwandler war.

Mason meldete sich, wobei ich auch selbst aus dem Träumen heraus trat. Seine Muskeln spannten sich in seinem Oberteil an. Das könnte er ruhig öfter machen.

"Ich müsste einmal auf die Toilette, wenn das ginge, dringend."

"Warum erzählst du mir das? Du weißt doch, dass ihr mittlerweile ohne Erlaubnis auf die Toilette gehen könnt", erläuterte Mr. Cane noch einmal gereizt.

Zu der Belustigung Vieler aus der Klasse verließ Mason nicht als einziger den Raum, sondern Aiden rannte ihm förmlich hinterher.

Unser Lehrer starrte nur fassungslos auf die Tür und sagte: "Ich dachte das machen nur Mädchen. Naja, es wäre ja cool, wenn die Beiden den Weg für die Männer auch einräumen würden."

Einige Mädchen lachten, aber Mr. Cane blieb ernst. Er wollte dies wirklich. Er stieg auf jeden Fall im Lehrer Ranking bei mir, denn ich empfand das als normal. Warum sollte dieses Recht nur Mädchen vorbehalten sein? Ich war auf jeden Fall pro Gleichberechtigung.

Ich folgte seinem Unterricht, so gut es ging und schrieb sogar noch ein bisschen mit. Nach zehn Minuten waren die Beiden noch immer nicht zurück. Das war verwunderlich. Ich würde der Sache noch auf den Grund gehen.

Vielleicht hatte es sogar mit dem Drang der Verwandlung zu tun.

Ich wurde unruhig. Ich wollte nachsehen. Aus dem Raum kam ich schnell, aber ich wollte nicht schon nach einem Tag entdeckt werden. Daher durfte ich auch noch nichts überstürzen, sondern erstmal musste ich Hypothesen aufstellen und diese entweder bestätigen oder widerlegen.

Ich schätzte, dass sie gerade wirklich in den Wald gerannt sind. Unsere Schule liegt nämlich nah an einen Wald, auch wenn dieser recht klein ist, ist es immer noch ein Wald, ein Zuhause für jeden Vierbeiner, zumindest theoretisch. Denn selbst für Frauen wären zwanzig Minuten auf der Toilette eine lange Zeit, außer sie würden ihre gesamte Morgenroutine dort nachholen. Für mich persönlich wäre das ja nichts, ich meine Schultoiletten werden ihrem Ruf schon irgendwie gerecht.

"Entschuldigung, dass es solange gedauert hat."

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie die Tür geöffnet wurde und Mason und Aiden wieder herein kamen. Aiden kratzte sich am Hinterkopf und blickte entschuldigend zu unserem Lehrer.

"Solange das eine einmalige Sache bleibt, sehe ich darüber hinweg."

Aiden murmelte irgendetwas Unverständliches. Ich wusste es nicht genau, aber es schien, als würde er falsch Lächeln, als er den Kopf nickte.

"Wir versuchen es", meldete sich nun Mason zu Wort.

Ich merkte mir, dass ich noch etwas als Vermutung hinzufügen konnte.

- müssen sich verwandeln

(These noch weiter überprüfen)

Nach ein paar Minuten klingelte es zur großen Pause. Im Unterricht ist nicht mehr viel passiert und auch nichts mehr Ungewöhnliches vorgefallen.

Ich hab mich mit meinem besten Freunden in der Cafeteria an einen Tisch am Rand gesetzt.

Es war nicht zu überhören, als die 'The Boys' die Cafeteria betraten, bestehend aus den coolsten und unnahbarsten Jungs aus der Schule. Zumindest werden sie von allen so genannt. Dabei waren Mason, Aiden und Tobi. Der Rest war anscheinend nicht da.

Tobi, ein Junge aus der Parallelklasse, hatte schwarze kurze Haare und dunkelbraune Augen. Er wirkte sehr maskulin, mit einer tiefen Stimme und einen Vollbart. Er war nur ein bisschen kleiner als Mason.

"Was habt ihr nachher eigentlich vor? Ich hätte mal wieder voll Lust ins Kino zu gehen."

Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder zu Ally und Blake. Ally starrte mich abwartend an.

"Ja gerne, am besten abends, wenn das für euch auch passt."

Beide nickten synchron.

"Dann also um sieben am Kino."

"Ich freue mich schon", jubelte Blake durch die Cafeteria. Alle Blicke lagen auf uns, außer von den 'The Boys' Tisch. Ich fand es lustig, wie sie krampfhaft versuchten nicht zu uns zu schauen. Vielleicht war das auch besser, denn wir erhielten genervte und angepisste Gesichtsausdrücke und alle sprachen das eine aus: "Seid mal leiser, wir schreien alle nicht."

Ich stand auf und ließ mein Gesicht durch die gesamte Cafeteria gleiten:

"Es tut mir Leid, dass wir so laut waren. Entschuldigung." Danach setzte ich mich wieder hin. Wir aßen weiter. Mein Blick huschte immer mal zu dem mittleren Tisch, an dem Mason, Aiden und Tobi saßen. Aiden stand von seinem Stuhl auf und alle schienen ihm zu der Essensausgabe zu folgen. Auf dem Rückweg konnte ich genau sehen, was sie sich gekauft hatten. Das war eindeutig eine Werwolf-Portion. Zwei volle Teller auf jeden Tablett und fast alles war überhäuft mit Fleisch.

"Klar kann ich machen", rief Mason und holte für jeden noch Besteck. Hat vorher jemand was gesagt? Hab ich was überhört oder aber war es... Natürlich. Das war bestimmt der Mindlink. Zumindest erhoffte ich mir das.

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