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Kapitel 3

Die Schulleiterin schiebt mich nach hinten und lächelt wie eine Grinsekatze - hinterhältig, schlau, bis über beide Ohren. Die Augen der Frau funkeln verschmitzt, und eine verschlagene Maske breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Mit einem leichten Kopfnicken begrüßt Zhanna Mikhailova ihren Gast, der bereits die kaputten Stufen zur Veranda hinaufeilt.

- Hallo, Alina schickt mir einen herzlichen Gruß von meinem neuen Vater.

- Alina ... - murmelt die Verwalterin und knirscht mit den Zähnen.


- Oh, Lina! Lina! Alina! Entschuldigung! - Der Herr im Smoking gluckst und kratzt sich am kahlen Hinterkopf.

Er sah aus wie um die vierzig. Normales, durchschnittliches Aussehen, ohne jeden Schwung. Das typische Bild eines kaltblütigen, arbeitswütigen Geschäftsmannes. Schade, dass man die Farbe seiner Augen nicht sehen kann. Es ist so unzivilisiert, ihn mit seiner Brille zu treffen.

Er hält mir, dem neuen Papa, die Hand hin und lächelt mit all seinen zweiunddreißig perfekt geweißten Zähnen: "Freut mich, Sie kennenzulernen! Auf geht's, Baby! Du hast eine Menge angenehmer Überraschungen vor dir.

Er hat sich nicht einmal vorgestellt. Wer ist er, wie heißt er, was macht er? Wohin fahren wir? Vielleicht ist er nur ein Chauffeur? Wahrscheinlich nicht! Nur ein Assistent. Schließlich sollten meine neuen Eltern den Namen ihrer zukünftigen Tochter doch unmissverständlich kennen und nicht bei jedem Buchstaben stottern.

Ich versuchte zu lächeln, aber es sah wohl etwas säuerlich aus. Ich nahm seine Hand. Plötzlich spürten unsere Handflächen einen unangenehmen elektrischen Schlag.


- Das ist für dich, Jeanne. So wie wir es vereinbart hatten. - Mit der einen Hand grüßte er mich, mit der anderen Hand reichte er dem Geschäftsführer einen schwarzen Sack. - Für drei Personen.

- Ich danke Ihnen. - Sie freute sich noch mehr und nahm den raschelnden Sack herzlich in ihre Arme. - Es ist mir ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen!
- Gleichfalls. - Der Mann antwortete kurz, wie nach einem vorgegebenen, klar ausgearbeiteten Drehbuch, und zog eine eiserne Robotermaske über sein Gesicht. - Der Chef hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass Sie in einem Monat eine weitere Lieferung machen sollen.
- Wie viel Ware brauchen Sie? - Die Atmung der Schulleiterin wurde merklich schneller, als wäre sie gerade einen kilometerlangen Crosslauf gelaufen, und ihre rattigen Augen verengten sich verschmitzt.
- Je mehr, desto besser.
- Ich hab's! Ich werde die beste Ware für dich aussuchen!
- Nun, geben Sie Ihr Bestes...


Mit diesem seltsamen Dialog verabschiedeten wir uns. Nur Jeanne war nicht sehr nett. Sie packte die Tasche gierig mit beiden Händen und eilte davon, ins Innere des Gebäudes, schlug die Tür heftig zu, ohne etwas zum Abschied zu sagen.

Äußerlich sah sie aus, als wäre sie gerade eine schwere Last losgeworden. Oder Unrat. Ich war, wie die anderen Kinder in ihrer Obhut, ein armes Ding. Eine schmutzige Kakerlake, von der sie ihr schmutziges Geld hatte.


Das Gefühl des Verrats brannte wie ein rostiger Nagel unter der Haut meines Gehirns, aber ich versuchte, mich nicht mit meinen eigenen zerstörerischen Gedanken zu beschäftigen. Ich versuchte zu lächeln, als der Mann mich zu meinem Auto führte. Schnell zog ich mein Notizbuch aus dem Rucksack und kritzelte ein paar Fragen auf:

- Hallo, wie heißen Sie? Sind Sie mein neuer Vormund? Wohin fahren wir?

Ich versuchte, dem Fremden das Notizbuch zu reichen, aber er tat so, als würde er meine Notizen nicht bemerken. Schnell öffnete er die Tür des Wagens und deutete mir, einzusteigen.

- Mein Name ist Grigori. Ich arbeite für deinen Wächter. Machen Sie sich keine Sorgen, steigen Sie in den Wagen. - Er lächelte angespannt und hielt mir seine Hand hin, um mir beim Einsteigen zu helfen.

- Na gut. - flüsterte ich leise und kletterte vorsichtig in das Auto, das dunkel war und nach Leder mit einem Hauch von Zigarre roch.

Meine Augen mussten sich noch an die Dunkelheit gewöhnen, und so dauerte es eine Weile, bis ich merkte, dass ich nicht allein im Auto war. Als ich es merkte, schlug die Tür hinter mir heftig zu.

Ich erschauderte. Eiskalte Schauer liefen mir den Rücken hinunter. Ich wurde erst vom Fieber und dann von der Kälte gepackt. Als ich die beiden Mädchen auf den hintersten Sitzen in der Kabine sah. Ich kannte sie gut. Auch sie waren gerade achtzehn geworden und noch nicht aus dem Waisenhaus heraus. Man sagte mir, dass auch sie adoptiert worden waren. Aber warum? Warum sollte jemand ein erwachsenes Mädchen wollen? Das ergibt doch keinen Sinn.

Sie lagen regungslos da. Ihre Augen waren geschlossen und ihre Münder kaum geöffnet. Aber das Schlimmste war, dass ihre Hände mit einem Seil gefesselt waren.

Was war hier los? Instinktiv drehte ich mich um und eilte zur Tür. Ich riss an der Klinke - sie war fest verschlossen.

- Lass sie endlich runter, warum ziehst du sie mit? - Ich hörte ein Flüstern vom Fahrersitz aus. Diese rauen Worte gehörten zu Grigoriy.

Ich spürte, wie mich jemand grob an den Schultern packte, mir die Hände auf den Rücken legte und mir ein feuchtes Tuch ins Gesicht drückte, das einen bestimmten, unangenehmen Geruch verströmte. Wie konnte ich nicht bemerken, dass außer den Mädchen noch zwei weitere Männer im Auto saßen? Sie schienen es zu sein, die heute Morgen mit dem Manager gesprochen hatten.

In diesem Schreckensmoment dachte ich, ich würde vor Schreck sterben, mein Herz würde brechen und vor Entsetzen zerspringen! Warum tun sie das? Ich muss träumen. Aber ein Traum kann doch nicht so real sein.

Das letzte, was ich hörte, bevor ich das Bewusstsein verlor, war ein arrogantes, bassiges Lachen. Und das letzte, was ich spürte, waren die rauen, rauen Handflächen, die sich mit aller Kraft um meine rechte Brust legten und meine Brustwarze kräftig drückten.

Nach ein paar Sekunden fiel ich in einen Abgrund. Ein kalter, tiefer Abgrund, gefüllt mit nichts als Schmerz und Leid.

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