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Kapitel 03

Als wir uns das dritte Mal getroffen hatten, hatte sich geradewegs ein Unwetter über unsere Köpfe zusammengebraut und dicke Regentropfen hatten ihren Weg vom Himmel herab auf die Erde gefunden. Ich hatte meinen blauen Regenschirm zu Hause vergessen und war daher mit großen Schritten über den Campus geeilt, die Arme schützend über meinen Kopf haltend, als sich ein roter Regenschirm in mein Sichtfeld geschoben, und schließlich den Regen von mir ferngehalten hatte.

Überrascht hatte ich mich zur Seite gedreht und wäre fast über meine eigenen Füße gestolpert, als ich dein Gesicht gesehen hatte.

Ein irritiertes „hey", war mir schließlich von den Lippen gerutscht, das fast im Prasseln des Regens untergegangen wäre.

Du hattest meine Begrüßung mit einem belustigten „Hi" erwidert und bist dir anschließend durch die blonden Locken gefahren. Deine Wangen waren von der Kälte leicht gerötet gewesen, kleine Wassertropfen hatten sich in deinen Wimpern verfangen und plötzlich ist mir bewusst geworden, wie nahe wir uns eigentlich standen. Ich hätte sogar die Sommersprossen auf deiner süßen Stupsnase zählen können.

Nach dieser Feststellung hatte ich automatisch die Luft angehalten und mich nicht getraut mich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

„Ich heiße übrigens Isaak", du hattest dich gerade vorgestellt, als ein Blitz die Umgebung erhellte.

Ich weiß noch wie ich geräuschvoll ausgeatmet, und anschließend gierig nach der kühlen Abendluft geschnappt hatte. Auch heute kann ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wie lange ich einfach aufgehört hatte zu atmen.

Du hattest meine peinliche Aktion unkommentiert gelassen, wofür ich dir wirklich dankbar gewesen war, und hattest mich stattdessen nur weiter aufmerksam angesehen.

„Ares", hatte auch ich mich endlich vorgestellt, worauf du zunächst irritiert geblinzelt und dann ungläubig erwidert hattest „wie der griechische Gott?".

„Meine Mutter ist ein Fan der griechischen Mythologie", irgendwie hatte ich das Bedürfnis gehabt mich zu erklären.

„Hast du Lust auf eine heiße Schokolade? Ich würde dich gerne kennenlernen Ares", hattest du mich dann ganz unverblümt gefragt und mich dabei so interessiert gemustert, dass ich das Gefühl hatte, du würdest wirklich wissen wollen, wer ich bin: mein wahres Ich mit allen Ecken und Kanten, den bunten Farbflecken und den verkohlten Stellen meiner Selbst.

Da fühlte ich es zum dritten Mal: Basorexie, den plötzlichen Drang jemanden zu küssen.Doch die Weise wie du mich angesehen und meinen Namen ausgesprochen hattest, wie ein exotisches Land, das es zu erforschen galt, hatten mich schließlich nur zustimmend nicken lassen, denn zu mehr war ich nicht in der Lage gewesen.

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