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Kapitel 2

Ich schaute in das leere Büro und sah kleine rote Schuhe, die unter dem Schreibtisch hervorlugten. Ich kam näher, beugte mich hinunter und sah in die großen braunen Augen eines kleinen Mädchens, etwa vier Jahre alt.

- Kleines Mädchen, bist du allein hier?

- Mm-hmm", brüllte sie und rieb sich mit den Fäusten die Augen.

- Oh, mein Gott! Komm her. Nicht weinen, okay? Nur nicht weinen, mein Schatz!

Sie tat mir leid, als ich sie weinen sah. Sie ist so ein kleines Baby, so eine süße kleine Mami. Welcher Mistkerl lässt ein Kind allein in einem riesigen Gebäude voller Fremder? Das ist zu gefährlich!

- Hab keine Angst, gib mir deinen Stift. Ich heiße Taya, wie heißt du?

Ich half dem Baby heraus und nahm es in die Arme.

- Oh, wen haben wir denn da? Bist du ein Mädchen oder eine Puppe?

Wow, sie ist so süß! Es ist wie eine Puppe! Große Augen, lange lockige Haare, schöne Kleider mit einem bauschigen Tutu-Rock und die süßesten roten Schuhe mit Schleifen.

Ich lächelte sie an, und das kleine Mädchen lächelte mich zurück. Sie mochte es, wenn ich sie Puppe nannte.

- Woher hast du diese Schönheit? Wo ist deine Mutter?

- Ich weiß es nicht, - sie zuckt mit den Schultern, - ich kann sie schon lange nicht mehr finden. Ich habe sie lange, lange Zeit gesucht. Nicht ich, nicht Papa, nicht seine Onkel, nicht seine Wächter... Deshalb hat Papa einen Brautwettbewerb organisiert.

Oh, nein. Ist sie wirklich...

Halt, halt, halt! Sie ist die Tochter des Direktors?!

Die, für die er eine große Show abgezogen hat?

Das ist doch verrückt.

- Warum bist du alleine hier?

- Ich bin vor der Babysitterin weggelaufen, weil ich sie nicht leiden kann. Sie ist eine mürrische Frau und sie ist nicht lustig. Ich will mit Daddy spielen! Daddy ist immer beschäftigt. Deshalb weine ich auch.

- Du armes Ding.

So ein Arschloch! Das Kind langweilt sich, und er kann nicht einmal zehn Minuten mit seiner Tochter verbringen, da bin ich mir sicher. Anstatt das Problem sofort zu lösen, organisiert er Harems und Hühnerkämpfe, damit der schlauste Kandidat eine goldene Eintrittskarte in ein glückliches, sorgenfreies Leben erhält.

Und wer will das? Er, natürlich, nicht das Kind. Das Kind ist nur ein Mittel, um seine Popularität zu steigern. Dank dieser Show wird er das Stadtgespräch sein. Wie gemein von dem Milliardär!

Mein Blick blieb zufällig an den Filzstiften hängen, die auf dem Boden verstreut lagen. Seufzend ging ich in die Hocke und hob sie auf. Ich schaute hinter den Tisch und erschrak, als ich sah, dass er mit bunten Menschen bedeckt war.

- Hast du das gemalt?

- Ja! - sagte die Puppe fröhlich. - Das ist Papa! Und das ist Mami. Meine Mama ist verschwunden, wir suchen sie. Habt ihr sie zufällig gesehen?

Das Baby drehte sich um, und ihr Gesicht erstrahlte plötzlich vor Wärme. Sie schaute mich seltsam an, und dann umspielte ein breites, glückliches Lächeln ihre Lippen.

- Mutti?

Ich klimperte verblüfft mit den Wimpern.

- Ähm ...

- Bist du meine Mami?

- Das glaube ich nicht. - Ich schüttele den Kopf.

- Aber ich sehe aus wie du!

- Ja, das kommt vor. Es ist ein Zufall.

Ich sehe ein bisschen aus wie das Baby. Wir haben die gleiche Augenfarbe, die gleichen Haare, die gleiche Gesichtsform. Nur ihr Gesicht ist etwas zierlicher. Seltsamerweise haben wir sogar das gleiche Sweatshirt - ein orangefarbenes Langarmshirt mit Kragen. Nur meins hat eine graue Uniform übergeworfen, und das des Mädchens ist ein aufgeblasenes weißes Tüll-Tutu.

- Hände weg von dem Mädchen, du dreckiges Lumpensammlerchen!

Von hinten kam jemand auf mich zu und zerrte mich grob zur Seite.

- Was wolltest du mit ihr machen?! Sie stehlen? Sie verkaufen?

- Schluss damit! Lassen Sie mich los, was ist hier los?

Zwei große stämmige Männer in Sicherheitsuniformen hielten mich an den Armen fest, als wäre ich ein besonders gefährlicher Verbrecher, und zerrten mich schnell auf den Korridor hinaus.

Atemlos stießen wir fast mit ihm zusammen... er kam stolz auf uns zu.

Hans Lehmann persönlich.

Er trägt einen teuren Anzug in der Farbe von Zartbitterschokolade, seine Lederstiefel glänzen an den Füßen, sie sind spiegelblank poliert. Er sieht aus wie eine Million Dollar. Wenn nicht noch mehr.

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