02: Ein Stiefvater?
„Wie lange dauert diese Fahrt?“, fragte ich und wandte mich wieder dem Fenster zu. Es kam mir vor, als wären wir schon Stunden unterwegs.
Die Landschaft war wunderschön. Es gab viele Blumen und schöne Bäume und das Gras war saftig grün. Bald hielten wir vor einem großen Herrenhaus, dessen Pracht mir den Atem raubte.
„Ich habe vergessen zu erwähnen, dass dein Stiefvater der Alpha dieses Rudels ist. Ihm gehört dieser Ort“, sagte meine Mutter voller Stolz und ich verkniff mir ein Augenrollen.
Bevor ich etwas sagen konnte, öffnete der Fahrer die Tür und sie stieg aus. Ich blieb im Auto sitzen und kochte vor Wut, während sich mein Schock in Luft auflöste.
Das erklärte alles.
Sie war so eine Goldgräberin! Sie hatte Papa und mich all die Jahre im Stich gelassen, um ein altes, reiches Alphatier zu heiraten.
Mir wurde übel vor Ekel vor meiner Mutter. Plötzlich ging die Tür auf und der Fahrer stand davor.
„Frau Olivia, brauchen Sie Hilfe mit dem Gepäck?“
„Nein“, sagte ich unwirsch. „Das schaffe ich schon.“
Ich stieg aus, hievte meinen Koffer heraus und klemmte mir den Aschenbecher meines Vaters unter den Arm. Ich ging zur Haustür und sah, wie meine Mutter auf mich wartete.
„Oh, du bist endlich rausgekommen. Ich dachte schon, die Großartigkeit dieses Ortes hätte deine kleinen Beine gelähmt.“
Ihre Stimme klang hochmütig und arrogant, und ich spürte, wie meine Wangen vor Wut glühten.
Wir gingen hinein und sahen uns einer riesigen goldenen Treppe gegenüber. Ich war verblüfft.
Dieses Haus war riesig! Die Dienstmädchen gingen an meiner Mutter und mir vorbei und begrüßten sie mit „Luna“, und jedes Mal, wenn ich das hörte, spürte ich, wie es in mir heißer wurde und Traurigkeit in mir aufstieg.
Ich konnte nicht glauben, dass sie die ganze Zeit hier gewesen war und in all dem Reichtum schwelgte, während wir jeden Tag darum kämpften, über die Runden zu kommen.
Das Geräusch eiliger Schritte ertönte, und Mama drehte sich zu mir um und flüsterte barsch.
„Verschwinde. Die Stubenmädchen zeigen dir dein Zimmer.“
Ich zog eine Augenbraue hoch und verschränkte trotzig die Arme.
„NEIN.“
„Ich warne dich, Olivia. Und sei still.“
Ich schnaubte unzufrieden.
„Soweit ich weiß, gehört dieses Haus deinem Liebhaber und nicht dir. Er muss es sagen, wenn er mich hier nicht haben will. Und ich hoffe, er sagt es jetzt sofort, damit ich hier raus kann.“
Jeder Nerv in meinem Körper kribbelte elektrisch, als die Schritte näher kamen. Was geschah mit mir? Mit klopfendem Herzen drehte ich mich um und blickte zur Treppe.
Als ich den Mann erblickte, verschwanden alle Gedanken aus meinem Kopf. Mein Herz setzte einen Schlag aus, und mit jedem Schritt, den er auf uns zu machte, hatte ich das Gefühl, nicht atmen oder meinen Blick von seiner Vollkommenheit abwenden zu können.
Der Mann, der die Treppe herunterkam, hatte die Statur eines griechischen Gottes und sah aus, als wäre er dem Titelblatt eines Männermagazins entsprungen, und ich spürte, wie ich unter seiner Dominanz dahinschmolz, sobald er vor mir stand.
Seine Aura ließ meinen Körper vor Lust, Bewunderung und Ehrfurcht erschauern.
„Alpha André, guten Tag.“ Meine Mutter begann zu sprechen und erst jetzt bemerkte ich, dass alle Köpfe gesenkt waren, nur meiner nicht.
Einen Moment, Alpha? Meine Augen weiteten sich, als ich nachdachte. Das war ihr neuer Mann?
Er war nichts anderes als ein alter, reicher Alpha und ich konnte meinen Blick kaum von ihm abwenden.
Wie in aller Welt konnte er mit jemandem wie Nicole zusammen sein?
Er ignorierte Nicole und sein Blick fiel auf mich. „Wer ist das?“